Vita, lateinisch „das Leben“. Nach einem Schock bekommt die betrieblichen Krankenversicherung neues Leben eingehaucht. Kraft kann ein neues Büchlein bringen, das viele Vitamine in sich birgt. Grund genug, hier darüber zu schreiben.
In den vergangenen zwei Jahren hatten sich die betrieblichen Krankenversicherungen (bKV) zu einem neuen Beratungs- und Verkaufsfeld für die private Krankenversicherung entwickelt. Zusatzabsicherungen, bezahlt vom Chef, finden bei Mitarbeitern, Interessenvertretern der Arbeitnehmer und auch bei Versicherungsvermittlern ein immer stärkeres Interesse.
Fast achtzig Prozent der befragten Arbeitnehmer einer Studie des Marktforschungsinstitutes „heute und morgen“ bewerteten die bKV „attraktiv bis äußerst attraktiv“. Und so verwundert es nicht, dass sich Tarifangebote und verkauften Vorsorgeprodukte im beeindruckenden Tempo entwickelt haben. Nicht nur Vorschläge für Großfirmen finden die Aufmerksamkeit des Marktes sondern auch Angebote für Kleinkollektive ab fünf Beschäftigten.
Zahlreiche private Krankenversicherer sprangen dafür über den eigenen Schatten. Krankenzusatzpolicen zur Ergänzung der lückenhaften Basisabsicherung der Krankenkassen wurden für die Belegschaft von Firmen auch ohne Gesundheitsprüfung möglich. Früher was das ein Unding. Ebenso beeindruckend ist die Flexibilität bei der Tarifgestaltung besonders durch kleinere Krankenversicherer, die besonders schnell auf individuelle Wünsche Ihrer Kunden eingehen.
Selbst Uniage-Varianten wurden inzwischen aufgelegt. Letztere sind vielleicht auch schon als Vorgriff auf die immer lauter werdenden Forderungen aus Brüssel nun nach den Unisex-Tarifen auch die Nachteile aus einem höheren Lebensalter für Vorsorgeprodukte auszugleichen. Kurz – viele Tabus wurden für die Erfolgsstory bKV innovativ aufgelöst.
Und doch kam plötzlich der vertriebliche Interruptus
In einer Phase des immer mehr zunehmenden Umsatzes mit bKV-Produkten kam dann mehr oder weniger unerwartet ein Schock. Anlass war ein Schreiben des Bundesfinanzministeriums (BMF) vom 10.10.2013 welches klarstellte, dass es – im Gegensatz zu früheren Verlautbarungen des Bundesfinanzhofes – keine automatische Behandlung der von den Firmen bezahlten bKV-Tarife für ihre Mitarbeiter als Sachlohn geben darf.
Diese Klarstellung der steuerlichen Behandlung brachte so manches Beratungs- und Verkaufskonzept, dass nur auf diesem besonderen steuerlichen Vorteil fusste, zum Einsturz. Warnungen von Spezialisten, mit dieser „steuerlichen Lücke“ nicht zu offensiv zu werben, waren wieder einmal ignoriert worden. Sollte das zarte Pflänzchen bKV damit verwelken?
Es bewahrheitete sich die alte Vertriebsweisheit, dass der Verkauf nur mit dem Argument des steuerlichen Vorteils immer „kurze Beine“ hatte. Ob es dabei um Film- oder Schiffsfonds ging oder um steuerlich begünstigte Beteiligungen an Immobilien. So auch bei der bKV.
Steuerliche Vorteile sind für Chefs und Mitarbeiter nicht alles
Solide Berater haben die Vorteile einer vom Arbeitgeber getragenen oder bezuschussten Krankenzusatzversorgung schon immer auf breitere Argumentations“füße“ gestellt. Die Lücken der gesetzlichen Gesundheits-Versorgung und damit die Notwendigkeit der privaten Ergänzung gehören einfach zu einer fundierte Beratung dazu. Es gibt aber weitere Argumente, die auf die Beratung und Kundeninformationen wie Vitamine wirken können.
Anfang diesen Jahres erschien ein knapp 100seitigen Büchlein mit dem Titel „Gesundes vom Chef“ (Gesundes vom Chef, 40 politische und juristische und kundenorientierte Argumente für die bKV; Autoren Bruns, Kleffner und Schuhmacher; Herausgeber Cutting Edge Selection, Stuttgart; ISBN 978-3-941801-13-4). Darin werden vierzig treffende Argumente herausgearbeitet, warum Firmen, die ihren Arbeitnehmern die Vorteile einer betrieblichen Gesundheitsversorgung anbieten, im Wettbewerb um talentierte Mitarbeiter profitieren können.
So heißt es zum Beispiel:
„Nicht nur die Lohnfortzahlung steht (bei erkrankten Mitarbeitern) an. Die Abläufe müssen umorganisiert werden, Kollegen möglicherweise Überstunden machen. Vielleicht muss sogar eine Neueinstellung erfolgen…“ (Gesundes vom Chef, Seite 10) Betriebswirtschaftlich nenn man das Absentismus, wie die Autoren auch herausarbeiten. Doch damit nicht genug. Dazu kommen die weitaus umfangreicheren Folgen für die Firmen, wenn Arbeitnehmer krank sind und dennoch zur Arbeit kommen (Präsentismus).
Der finanzielle Schaden von durchschnittlich 3.600 EUR pro Arbeitnehmer dürfte so manchen Firmenchef, die Personalverantwortlichen und nicht zuletzt auch betriebliche Interessenvertretungen zum Nachdenken bringen. Bei der betrieblichen Gesundheitsvorsorge geht es demnach nicht nur um soziale Wohltaten sondern auch um harte ökonomische Fragen.
Mindestens drei Verhandlungspartner für eine bKV sind normal
Doch nicht nur die Firmeninhaber sind in Bezug auf ihre Belegschaft von den Vorteile für eine zusätzliche betriebliche Vorsorge für die Gesundheit der Mitarbeiter sowie für deren Krankheitsfall zu überzeugen.
Betriebsräte, Gewerkschaftsvertreter, Personalabteilungen und letzt- endlich auch die direkt durch eine bKV begünstigten Mitarbeiter sind zu informieren und mit guten Argumenten für eine bKV zu gewinnen. Und genau dafür liefern die Verfasser von „Gesundes vom Chef“ Fakten, Argumente und Praxisbeispiele.
Mit den vierzig Kurzabhandlungen zu einzelnen Themenbereichen werden zum Beispiel auch folgende Fragen und Themen erörtert:
Was passiert mit einer bKV-Absicherung in bestimmten Lebenssituationen? Wie geht es mit der bKV weiter bei Elternzeit, Mutterschutz oder Insolvenz des Arbeitgebers? Oder – Kann ich meine bKV bei Kündigung mitnehmen? Fragen, die bei allen Verhandlungspartnern inklusive der Versicherungsvermittler exakter Antworten bedürfen. Die Autoren liefern diese, inklusive der aktuell notwendigen steuerlichen und rechtlichen Bewertung.
Für alle an einer bKV beteiligten Seiten ist natürlich auch das aufwendige Prozedere von Information, Angebotserstellung, Verhandlungen, Vertragserstellung bis hin zur Betreuung der Verträge ein wichtiges Thema. Erfahrungen aus der betrieblichen Altersversorgung können dabei übernommen werden. Aber es gibt eben auch Besonderheiten, die sich aus dem Komplex Gesundheit und Krankheit ergeben. Deshalb ist es sehr nützlich, dass von Oliver Bruns und seinen Mitautoren dem „Workflow der Beratung“ besondere Beachtung durch ein eigenes Kapitel gewidmet wurde.
Bruns stellt fünf Phasen der bKV-Beratung vor, die auf seinen langjährigen Erfahrungen als Finanzberater und Spezialist für private Krankenver-sicherungen beruhen. So geht er nicht nur auf die schon aufgeführten, unmittelbar beteiligten Partner ein. Er appelliert ganz offensiv an die Einbeziehung der Berater der jeweiligen Firmen aus den Bereichen Steuer und Recht. Das sind genau die Bereiche, die vielen Vermittlern selbst Probleme machen, weil ihr Wissen für eine Diskussion auf „Augenhöhe“ dann nicht mehr genügt. Deshalb sind die „verabreichten Vitamine“ wertvoll.
Nach dem Abschluss einer bKV beginnt das laufende Management
Die Gewinnung von Arbeitgebern und Arbeitnehmer für eine bKV ist ähnlich wie bei einer betrieblichen Altersversorgung ein monatelanger Prozess von Informationen, Abstimmungen und letztendlich der Antragsaufnahme und Policenerstellung. Doch damit ist bekanntlich nicht Schluss.
Nicht zu unterschätzen ist das „Danach“, denn die bKV ist fast wie ein lebender Mechanismus anzusehen. Und das erfordert viel Aufwand und Prozesse, die von Anfang an effektiv und effizient gestaltet werden müssen.
Im Gegensatz zu einer Betriebsrente entstehen relativ schnell Leistungs-Ansprüche der Kunden, die ebenso beratungsintensiv sein können.
Bruns, Schumacher und Kleffner machen zurecht darauf aufmerksam, das dafür klare administrative Prozesse zu definieren und durch alle beteiligten Seiten umzusetzen sind.
Neueinstellungen von Mitarbeitern, Austritte von Mitarbeitern aus der bKV oder auch notwendige Beitragsanpassungen machen laufende Prozesse mit klaren Verantwortlichkeiten und Kommunikationsroutinen notwendig. Diese sind teilweise lästig aber unvermeidbar. Und je klarer diese kanalisiert werden um so besser für alle Beteiligten.
Das Anliegen der Autoren einen Beitrag zu leisten, um bestehende Unsicherheiten bei Kunden und Vermittler auszuräumen und deutlich zu machen, warum die betriebliche Krankenversicherung ein interessantes Vorsorgemodell auch ohne besondere steuerliche Bevorzugung sein kann, wird mit einer klaren Nutzenargumentation im Büchlein abgeschlossen.
Die aufgeführten Vorteile und Nutzen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer überzeugen und dürften viel Aufmerksamkeit sorgen.
Vitamine sind lebenswichtig, essenziell. Für die Gesundheitsvorsorge und den Fall von Erkrankungen kann eine betriebliche Krankenversicherung ähnliche Wirkungen haben. Das besser und fundierter zu erkennen, kann mit „Gesundes vom Chef“ besser gelingen.
Mein Tipp: Das Büchlein bestellen, lesen und anwenden.