Die Fernsehbilder der Hochwasser-Katastrophe gehen unter die Haut. Doch wer weit weg von den Fluten wohnt, kann sich nicht wirklich ein Bild davon machen, wie schlimm ein Hochwasser-Schaden für Hausbesitzer und Mieter ist. Die Experten und Schadenverhüter des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft haben daher einen kurzen Überblick erstellt, um das Ausmaß des Hochwassers zu veranschaulichen – für all diejenigen, die verschont blieben.
Schlamm
Wenn das Wasser gegangen ist, bleibt oft ein schmutziger und stinkender Schlamm zurück. Der Schlamm sollte daher schnellstmöglich aufgenommen werden – bevor er trocknet. Denn wenn er trocknet, verhärtet er, der Entsorgungsaufwand wird um ein vielfaches höher. Wichtig: Flutopfer sollten unbedingt auf Ihren persönlichen Schutz achten, denn Schlämme können mit Fäkalien und giftigen Stoffen belastet sein.
Gerüche
Überschwemmungsschäden hinterlassen spätestens nachdem das Wasser zurückgegangen ist starke Gerüche – es stinkt sprichwörtlich zum Himmel. Benzin, Diesel, Öle, Chemikalien und Abwasser bilden einen Mix aus übelriechenden Stoffen, denen man jedoch mit technischen Mitteln zu Leibe rücken kann. Sanierungsfirmen bieten sogenannte Ozonierungsgeräte an, die die Gerüchte minimieren und auch zu 100% neutralisieren können.
Feuchte Wände
Die feuchten Wände sind das größte Problem, sie können zu einem Totalschaden führen, also zum Abriss eines ganzen Gebäudes. Spezialisierte Sanierungsunternehmen retten feuchte Wände und Decken mit Trocknungsgeräten vor dem Totalschaden. Die Fachleute können einschätzen, wo eine Trocknung sinnvoll ist und wo – wie z.B. bei Trockenbauwänden („Rigipswände“) – der Erfolg zweifelhaft bzw. ausgeschlossen ist. Abhängig vom betroffenen Bauteil und vom Schadenbild werden die Geräte ausgewählt und aufgestellt.
Schimmel hat keine Chance
Grundprinzip ist es, den betroffenen Flächen und Räumen die erhöhte Feuchtigkeit zu entziehen und ein normales Klima herzustellen. Positiver Nebeneffekt: Schimmel hat bei richtiger Anwendung keine Chance. Bei besonderen baulichen Situationen, wie bei sehr dicken Mauern und Wänden, können herkömmliche Trocknungsverfahren mit Warmluft nichts ausrichten. Hier hilft die sogenannte Mikrowellentrocknung, die auch bei dicken Wänden einen Trocknungserfolg ermöglicht. Mit Hilfe hochenergetischer Mikrowellen wird die Bausubstanz gezielt bestrahlt.
Strom
Hier gilt besondere Vorsicht: Das Zusammentreffen von Feuchtigkeit und elektrischem Strom birgt naturgemäß Risiken. Alle elektrischen Anlagen des Hauses sollten von einem Fachmann überprüft werden. Das geht recht schnell und die Hausbesitzer sind auf der sicheren Seite. Auch geschädigte elektrische Geräte sollten vor der Wiederinbetriebnahme durch eine Fachfirma geprüft werden – dies gilt insbesondere für die Heizungsanlage mit Brenner, Pumpen und der dazugehörigen Regelungs- und Sicherheitstechnik.
Geduld
Geduld, das ist es, was von den Hochwasser-Opfern jetzt besonders abverlangt wird. Leicht gesagt, wenn das eigene Hab und Gut davon schwimmt oder bei Gewerbetreibenden darüber hinaus die Einnahmen wegbrechen. Mit den Trocknungsarbeiten sollte so schnell wie möglich begonnen werden, nur dadurch sichert man die Bausubstanz. Leider kann nicht an allen Stellen gleichzeitig mit den Trockenarbeiten begonnen werden. Dazu reichen die Kapazitäten an Trocknungsgeräten in den Regionen häufig nicht aus. Im Zweifel sollten die Betroffenen selbst Hand anlegen und mit Erstmaßnahmen beginnen. Hierzu zählen beispielsweise das Aufnehmen der Schlämme und des Wassers, das Lüften und das Heizen selbst.
Maschinelle Trocknungsarbeiten sind langwierig und mit der Zeit sehr nervig – Trocknungszeiten von mehreren Wochen sind nicht selten. In dieser Zeit laufen die Geräte ununterbrochen, verursachen Geräusche und lassen den Stromverbrauch sprunghaft ansteigen.
TIPP: Die Flutopfer sollten vor dem Beginn und am Ende der Trocknungsarbeiten den Zählerstand notieren. Die Geräte selbst sind in der Regel mit einem eigenen Zähler ausgestattet. Der trocknungsbedingte Mehrverbrauch an Strom kann dadurch exakt ermittelt werden. Die zusätzlichen Kosten werden, wenn eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen wurde, vom Versicherer übernommen.
Schon heute für den nächsten Notfall planen
Die Hochwasser-Opfer sollten jetzt die Chance nutzen und im Rahmen der Sanierungsarbeiten das Gebäude für das nächste Hochwasser rüsten. Oft kann mit geringem Aufwand das Haus nachhaltig geschützt werden:
- Nachträglich montierte Rückstausicherungen in der Abwasserleitung verhindern, dass Schmutzwasser über die Kanalisation eindringt.
- Wasserdichte Fenster und Türen bieten zusätzlichen Schutz. Alternativ können Gebäudeöffnungen, wie Türen, Fenster und auch Keller-Lichtschächte, im akuten Fall mit mobilen Schutzsystemen verschlossen werden. Hier sollte Gebäudeeigentümer im Vorfeld aktiv werden und sinnvolle Systeme auswählen und sich mit der Handhabung vertraut machen.
- Hausbesitzer und Mieter sollten sich beraten lassen. Auch die Versicherer unterstützen die Betroffenen mit wichtigen Tipps und weiteren Informationen.
Weitere Informationen der deutschen Versicherer zur aktuellen Hochwasser-Katastrophe finden Sie unter
www.gdv.de/hochwasser
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