Leserbrief: Rechtsanwalt Joachim Bluhm über die Wissenschaftstagung des BdV vom 18. April 2013

Zur Wissenschaftstagung des Bund der Versicherten (BdV) gibt es eine offizielle Pressmitteilung auf der BdV-Homepage – und dieser kritische Leserbrief, den uns Rechtsanwalt Joachim Bluhm per E-Mail zukommen ließ. Er gibt, wie bei Leserbriefen üblich, seine persönliche Sicht der Dinge wieder – und stellt die Ereignisse auf der Tagung etwas anders dar:

Der „Senator“ hat wieder zugeschlagen!

Eigentlich ist er schon seit Jahren schwer krank. Und wir alle gönnen ihm die Ruhe, die er für eine Genesung braucht. Warum gönnt er sie sich selbst nicht, zum eigenen Wohl und dem des BdV? Nein: Wenn es darum geht, dem Verein zu schaden, gibt es immer wieder vorübergehende Spontanheilungen, so auch am vorigen Donnerstag:

In der Einladung hatte es geheißen, dass die diesjährige Wissenschaftstagung des Bundes der Versicherten von seinem Aufsichtsratsmitglied Wrocklage (auch ein Ex-Senator, aber ein solcher, der dieses ehemalige Amt nicht wie eine Monstranz vor sich herträgt) begrüßt würde. Das hat Gobrecht dann wohl nicht mehr gefallen, denn Wrocklage hatte gegen die Abberufung des vorigen Vorstandsvorsitzenden Kleinlein und damit gegen Gobrecht gestimmt. Und letzterer pflegt, wie schon die Abberufung Kleinleins zeigt, Ungehorsam abzustrafen. Also begrüßte Gobrecht die Teilnehmer höchstpersönlich: Er teilte mit, dass der vorige Vorstand (2011-2013) nicht gut zusammengearbeitet habe. Dies habe zu einer Lähmung der Vereinsarbeit geführt, weshalb sich der Aufsichtsrat gezwungen gesehen habe, den Vorstand zu entlassen. – Das war’s! Kein Wort zu den Hintergründen. Kein Wort zur eigenen Verantwortlichkeit für die Misere. Und kein Wort zu der doch wohl gerade einem „Senator“ bekannten Tatsache, dass es dem Kind (hier: dem unter Mühen wiederauferstandenen BdV) wenig hilft, wenn es mit dem Bade ausgeschüttet wird.

Die Wortmeldung eines mutmaßlichen Kritikers wurde geflissentlich übersehen. Statt dessen wurde das Mikrofon dem neuen Heilsbringer übergeben, der in diesem Fall nicht Parzival, sondern Thomas E. Weissflog heißt. Dieser erzählte in aller Bescheidenheit das, was man auf der Website des BdV nachlesen kann („Projektleitung in komplexen Beratungsprojekten“, „operative Umsetzung in Leitungs-Funktionen“, „Vielzahl von Erfahrungen in der strategischen Weiterentwicklung“, „umfangreiches Know-how“, „ in verschiedenen Führungspositionen“) und störte sich unverändert nicht daran, dass er zum Thema das BdV, der „Versicherung“, wie es sich für einen Parzival gehört, unwissend ist. – Damit es nicht zu Mißverständnissen kommt: Ich kenne Herrn Weissflog nicht. Er mag großartige charakterliche und fachlich Qualitäten haben. Er hat nur nicht die, die er für DIESES Amt benötigt. Es wird ihm auch niemand mit einem Heiligen Gral behilflich sein.

Gobrecht klatschte brav. Die Versammlung auch. Gobrecht ging. Zu fürchten ist, dass er bei nächster unpassender Gelegenheit wieder kommt.

Natürlich hat der letzte Rundumschlag des „Senators“ die Gesprächsrunden der Wissenschaftstagung beherrscht. Die Vorträge blieben aber ungestört. Der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats vermutete eine Nähe zwischen Versicherung und Kaufvertrag. Und ein Doktorand berichtete von der Überlegenheit und Unverzichtbarkeit kapitalbildender Versicherungen. Ein anderer wußte anscheinend nicht, dass Versicherungsberater keine entgeltliche Versicherungsvermittlung betreiben dürfen, weshalb es die vermutete Chancengleichheit von Vermittlern und Versicherungsberatern nicht gibt. „Lilo“ (Bluncks) Geist schwebte ein: Wenn der Verein niemanden hat, der sich mit der Versicherungswirtschaft anlegen kann, übt man sich eben in freundlicher Annäherung. Kurz:

Die Aufbruchsstimmung, die 2012 unter Kleinleins Vorstandsvorsitz da war und über die sich alle gefreut hatten, die den BdV als streitbare Verbraucherschutzvereinigung auf dem Gebiet des Versicherungswesens verstehen, war weg. Es herrschte Ratlosigkeit, bestenfalls Bereitschaft zum Abwarten. Wer nicht nur abwarten will und Mitglied des Vereins ist, der sollte den Betriebsrat des BdV und die sog. „VerUNsicherten“ mit ihrem Antrag auf Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, die dem Spuk ein Ende bereiten kann, unterstützen. Geeignete Vordrucke können unter www.VerUNsicherte.de abgerufen werden.

Joachim Bluhm

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe