Seit ihrem Amtsantritt als BaFin-Exekutivdirektorin am 1. Januar behält Julia Wiens die Vertriebskosten der Lebensversicherer fest im Auge. In einem Interview mit dem Handelsblatt betonte sie die Wichtigkeit, insbesondere bei Anbietern mit überdurchschnittlich hohen Kosten genauer hinzuschauen. Bereits im Mai des Vorjahres hatte die BaFin ein Merkblatt zu den Wohlverhaltenspflichten herausgegeben, welches die Branche zu mehr Transparenz und Effizienz anhält. Die ersten positiven Veränderungen sind laut Wiens bereits erkennbar: Einzelne Versicherer haben begonnen, ihre Strukturen zu verbessern, was zu direkten Vorteilen für die Kunden führte.
Zehn Lebensversicherer besonders im Fokus
Nicht nur die Lebensversicherer stehen unter Beobachtung. Wiens erwähnte, dass insgesamt zehn Versicherer besonders im Blick der BaFin stehen, darunter auch die Generali, die kürzlich das Fondsvermögen ihrer Versicherten um 0,7 Prozent erhöhte. Die BaFin setzt zudem verstärkt darauf, auch in der Kfz-Versicherungssparte Veränderungen herbeizuführen. Trotz Anpassungen der Beiträge sehen die Aufseher hier weiterhin Handlungsbedarf, da die Prämiensteigerungen aus ihrer Sicht nicht ausreichen, um die Sparte profitabel zu führen.
Verzögerungen in der Schadenbearbeitung und Investments in der Krise
Ein weiterer kritischer Punkt sind die gestiegenen Beschwerdezahlen, insbesondere in der Kfz- und Lebensversicherung, die durch IT-Probleme, Personalmangel und ein erhöhtes Schadenaufkommen verursacht wurden. Besondere Aufmerksamkeit widmet die BaFin auch den Investments der Versicherer in Gewerbeimmobilien. Angesichts eines Marktes in der Krise und fallender Preise für viele Gebäude, bemüht sich die BaFin um einen Überblick über mögliche große Abwertungen. Ergebnisse aus einer entsprechenden Befragung der Versicherer im April liegen derzeit noch nicht vor, doch die Aufsichtsbehörde signalisiert, dass sie bei Bedarf einschreiten wird, um die Integrität des Marktes zu sichern.
