Insolvenztrend in Deutschland: Ein detaillierter Blick ins erste Quartal 2024

Zunehmende Insolvenzfälle künden von einem spannungsgeladenen Wirtschaftsklima in Deutschland. Während die ersten Monate des Jahres 2024 eine signifikante Zunahme der Insolvenzzahlen verzeichnen, mit einem Anstieg von 26 Prozent im Januar und 18 Prozent im Februar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, entfaltet sich ein komplexes Bild der aktuellen Wirtschaftslage.

Dietmar Gerke, der bei Atradius, einem führenden internationalen Kreditversicherer, das SRM leitet, relativiert die Bedeutung dieser Entwicklung: „Obwohl die Zahlen auf den ersten Blick Anlass zur Sorge geben könnten, spiegeln sie doch lediglich eine Rückkehr zum Pre-Corona-Niveau wider. Viel beunruhigender sind die vermehrten Großinsolvenzen, die bereits spürbare Verluste für Lieferanten mit sich brachten.“ Atradius prognostiziert für dieses Jahr eine Insolvenzzahl, die das Vorjahresniveau von 17.800 Fällen mindestens erreichen dürfte. Besonders gefährdet sind Unternehmen, die aufgrund mangelnder Liquiditätsreserven schwächeln.

Die Auswirkungen der Pandemie, gepaart mit dem Auslaufen staatlicher Hilfen, haben ein besonders hartes Umfeld für Unternehmen geschaffen, das nun durch hohe Energiepreise, Probleme in den Lieferketten und steigende Finanzierungskosten noch verschärft wird. Die Banken reagieren darauf mit zunehmend restriktiveren Kreditvergaben. Ein Hoffnungsschimmer könnte sich jedoch durch eine Verzögerung in der geldpolitischen Wirkung erst im Jahr 2025 zeigen, wenn eine mögliche Entspannung der Zinssituation erwartet wird.

Die derzeitige Poly-Krise, die durch eine Kombination aus hohen Energiepreisen, geopolitischen Spannungen, Inflation und Zinssteigerungen charakterisiert ist, zwingt die Wirtschaft zur Konsolidierung. „Insolvenzen sind ein natürlicher Teil dieses Prozesses, wobei das Ausmaß entscheidend sein wird,“ kommentiert Gerke. Nur robuste Unternehmen seien in der Lage, den erforderlichen Transformationsprozess zu durchlaufen.

Betroffen sind vor allem die Sektoren Automobilindustrie, Bau, Textil, Maschinenbau und insbesondere kleinere Unternehmen im Baugewerbe, die vor einer umfassenden Marktbereinigung stehen könnten. Erstmals geraten auch kirchliche Einrichtungen im Gesundheitssektor in finanzielle Schieflage. Trotz der steigenden Forderungen aus Unternehmensinsolvenzen, insbesondere bei Großunternehmen, bleibt Gerke optimistisch hinsichtlich einer moderaten Entwicklung der Insolvenzzahlen und betont die wachsende Rolle der Insolvenz als Chance für eine erfolgreiche Neuausrichtung.

Quelle

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe