Die aktuelle IDD-Reform und ihre Auswirkungen

Die Versicherungswelt in Deutschland steht vor einer bedeutsamen Wende: Die IDD-Reform, eingebettet in die „Retail Investment Strategy” (RIS), wirft ihre Schatten voraus. Im Mittelpunkt der Debatte: Vergütungsmodelle und das Spannungsfeld unabhängiger Beratung. Die EU-Kommission zielt darauf ab, die Definition von „Unabhängigkeit“ neu zu gestalten, indem sie die Abhängigkeit von Provisionszahlungen in Frage stellt. Ein Balanceakt, der die Versicherungsmakler vor neue Herausforderungen stellt.

Politische Uneinigkeit und der „German Vote“

Die politische Szenerie in Deutschland ist geprägt von Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Positionierung zur RIS. Eine Unsicherheit, die sich im sogenannten „German Vote“ widerspiegelt. Die Bundesregierung, konfrontiert mit europäischen Rechtssetzungsinitiativen, schwankt zwischen späten Reaktionen und dem Aufstellen neuer Forderungen. Die CDU/CSU-Fraktion, in der Opposition, drängt auf eine Liberalisierung der Vergütungspraktiken und stemmt sich gegen eine zunehmende Machtübertragung auf europäische Aufsichtsbehörden. Ein Thema, das bereits im Bundestag diskutiert und durch eine Expertenanhörung im Februar 2024 vertieft wurde.

Der Weg zur Kompromissfindung

Ein neues Kompromisspapier des Europaparlaments zur IDD signalisiert eine gewisse Entspannung in der Debatte. Provisionsverbote für unabhängige Vermittler werden abgeschwächt, und Pläne zur Preisregulierung durch EIOPA-Benchmarks finden keine Zustimmung. Doch die Reformen der IDD sind noch lange nicht in trockenen Tüchern. Neue Forderungen, die eine tiefgreifende Veränderung der Aufsichtsstruktur in Deutschland erfordern würden, stehen im Raum.

Die Weiterbildung als Zankapfel

Ein weiterer Diskussionspunkt: Die Weiterbildungspflicht für Vermittler. Während die Grünen eine Erhöhung der jährlichen Weiterbildungsstunden fordern, schlägt ein Kompromissvorschlag vor, die bestehende Regelung von 15 Stunden beizubehalten. Doch wie sieht es mit der Doppelanrechnung von Weiterbildungen im Versicherungs- und Finanzanlagenbereich aus? Ein Lösungsvorschlag liegt in der Trennung der Weiterbildungspflichten, je nachdem, ob Versicherungsanlageprodukte vertrieben werden oder nicht. Dies würde eine effizientere und zielgerichtete Fortbildung ermöglichen und gleichzeitig die Last einer Doppelanrechnung vermeiden.

Ein komplexes Puzzle mit vielen Teilen

Die IDD-Reform in Deutschland gleicht einem komplexen Puzzle. Zwischen politischen Diskrepanzen, der Notwendigkeit einer angepassten Aufsichtsstruktur und der Anpassung der Weiterbildungspflichten bewegt sich das Versicherungswesen auf einen Wendepunkt zu. Ein Punkt, an dem die Balance zwischen Tradition und Innovation neu justiert wird – zum Wohle der Versicherungsmakler und letztendlich der Verbraucher.

Quelle

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe