Krisenstimmung im deutschen Gesundheitswesen

In einer Zeit, in der das deutsche Gesundheitswesen zunehmend unter Druck gerät, weist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf „Fehler aus der Vorgängerzeit“ hin, die zu den gegenwärtigen Herausforderungen beitragen. Während einer Sitzung des Petitionsausschusses hob Lauterbach hervor, dass insbesondere der Mangel an Medizinstudienplätzen, der seit Jahren evident ist, eine der Hauptursachen für den aktuellen und zukünftigen Ärztemangel sei. Die Notwendigkeit, die Zahl der Studienplätze um jährlich 5.000 zu erhöhen, wurde lange ignoriert, was nun zu Engpässen bei fast allen Facharztgruppen führt. Lauterbach kritisiert ebenfalls die schleppende Digitalisierung im Gesundheitswesen, die zu Mehrbelastungen bei den Ärzten geführt hat, und die Fortführung von Arzneimittelregressen sowie Budgetierungen als Fehltritte der Vergangenheit.

Verschlechterte Rahmenbedingungen und die Forderungen der KBV

Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), sieht in den bisherigen Ankündigungen keine ausreichende Lösung. Die Situation für niedergelassene Ärzte verschärft sich zusehends, und Gassen warnt vor einem „Kipppunkt“, der die ambulante Versorgung der Bevölkerung ernsthaft gefährden könnte. Die öffentliche Petition der KBV, die über eine halbe Million Unterschriften sammelte, unterstreicht die Dringlichkeit der Lage. Gassen fordert unter anderem die Abschaffung der Budgetierung, eine effektive Digitalisierung, weniger Bürokratie und den Verzicht auf Regresse, um den niedergelassenen Ärzten die nötige Unterstützung zu gewähren.

Lauterbachs Vision einer reformierten Versorgung

Trotz der Kritik sieht sich Lauterbach auf einem guten Weg, die Missstände anzugehen. Die geplante Umstellung der Digitalisierung in den Praxen, einschließlich der Einführung einer elektronischen Patientenakte im nächsten Jahr, soll unmittelbare Vorteile für die Ärzte bringen. Lauterbach betont, dass einfaches Mehr an Geld in ineffektive Strukturen keine Lösung sei. Stattdessen seien weitreichende Reformen, wie das Vorsorgestärkungsgesetz, das sich derzeit in Abstimmung befindet, der Schlüssel zur Lösung der Probleme. Trotz der Skepsis von Seiten der KBV bleibt Lauterbach optimistisch, dass die notwendigen Veränderungen realisiert werden können.

Diese Debatte spiegelt die tiefgreifenden Herausforderungen wider, mit denen das deutsche Gesundheitssystem konfrontiert ist – eine komplexe Mischung aus Erbe, aktuellen Anforderungen und der dringenden Notwendigkeit für zukunftsweisende Reformen.

Quelle

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe