Bietet der Hochzinsmarkt eine Chance für Anleger?

Die Landschaft hat sich dramatisch gewandelt, seit die globale Finanzkrise die Weltwirtschaft erschütterte. Paul Massaro, ein erfahrener Portfoliomanager bei T. Rowe Price, wirft einen kritischen Blick auf die Evolution dieses Marktes. Er zeigt auf, wie die verbesserte Kreditqualität und das verstärkte Profil der High-Yield-Emittenten neue Chancen eröffnen, aber auch, warum Anleger wachsam bleiben sollten.

Wandel der Kreditqualität

Vor nicht allzu langer Zeit war ein BB-Rating im Bereich der Hochzinsanleihen eine Seltenheit, doch die Zeiten haben sich geändert. Heute dominieren solche Bewertungen den Markt, ein Trend, der laut J.P. Morgan stetig zunimmt. Über 20% des Marktes stehen jetzt kurz vor einem Sprung in den Investment-Grade-Bereich, eine Entwicklung, die auf den ersten Blick verlockend wirkt. Doch hinter diesen Zahlen verbirgt sich eine tiefere Verschiebung: Die Verlagerung von Emittenten mit niedrigeren Ratings zu alternativen Finanzierungsmöglichkeiten und der Aufstieg der „gefallenen Engel“ nach Herabstufungen. Diese Dynamik, beschleunigt durch die Herausforderungen der Pandemie, zeugt von einer Marktveränderung, die sowohl Chancen als auch Risiken birgt.

Die Rolle der Emittenten

Das Profil der High-Yield-Emittenten hat sich verfestigt. Größere Bilanzen und höhere Einnahmen kennzeichnen den heutigen Standard, ein Ergebnis des Zustroms der gefallenen Engel. Diese Entwicklung könnte den Markt in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit stabilisieren. Doch was bedeutet dies für die Diversität und die Innovationskraft des Marktes? Die Dominanz größerer Emittenten schränkt die Vielfalt der Neuemissionen ein und könnte die Liquidität am Markt zwar verbessern, aber auch zu einer Homogenisierung der Anlagemöglichkeiten führen.

Resilienz und Risiko

Die soliden Fundamentaldaten des Hochzinsmarktes und die gestärkten Bilanzen sprechen für die Widerstandsfähigkeit dieser Anlageklasse. Doch die erhöhten Zinssätze der US-Notenbank und die gestiegenen Kosten für variabel verzinsliche Kredite werfen Fragen auf. Die Verschiebung hin zu besicherten Hochzinsanleihen könnte zwar Sicherheit versprechen, doch die jüngsten Ausfallraten – obwohl niedrig – mahnen zur Vorsicht. Sie spiegeln eine Marktrealität wider, die von unternehmensspezifischen Herausforderungen und nicht von einer systemischen Stärke zeugt.

In einer Welt, die sich nach der globalen Finanzkrise und den Turbulenzen der Pandemie neu ordnet, stehen Hochzinsanleihen an einem Scheideweg. Die verbesserte Kreditqualität und die Stärkung der Emittentenprofil bieten Anlegern verlockende Chancen. Doch die zunehmende Komplexität und die veränderten Risikoprofile erfordern eine neue Art der Wachsamkeit.

Quelle

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe