BdV und Verbraucherzentrale NRW fordern gesetzlichen Berufsunfähigkeitsschutz für alle

Versicherungswirtschaft versagt in ihrer sozialpolitischen Verantwortung

PRESSEMITTEILUNG – Henstedt-Ulzburg, 18. Mai 2015: Der Bund der Versicherten e. V. (BdV) und die Verbraucherzentrale NRW fordern die Einführung eines gesetzlichen Berufsunfähigkeits-Grundschutzes für jedermann. Denn die Erfahrungen der Verbraucherschützer zeigen: Zu wenig Verträge, begrenzte Vertragslaufzeiten und Rentenhöhen sowie „Rosinenpickerei“ hinsichtlich der Berufsgruppen und Vorerkrankungen höhlen die private Absicherung aus – wenn denn überhaupt eine solche besteht.

„Damit die Versicherungswirtschaft ihrer sozialpolitischen Aufgabe gerecht wird, muss sie langfristig gezwungen werden, flächendeckend Absicherungen anzubieten“, so BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein. „Krankheits- und Unfallrisiken müssen vernünftig abgesichert werden, und dazu muss jeder eine Chance haben. Hierzu müssen bedarfsgerechte Produkte entwickelt werden“, ergänzt Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Im ersten Schritt fordern die Verbraucherschützer von daher Zugangserleichterungen zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Weitere politische Forderungen haben der BdV und die Verbraucherzentrale NRW in einem Positionspapier zusammengefasst.

Das Risiko berufsunfähig zu werden ist hoch. Jeder vierte Arbeitnehmer wird erwerbs- oder berufsunfähig. Personen, die schwere körperliche Arbeit in ihrem Beruf leisten, sind besonders gefährdet. Doch gerade die haben es besonders schwer, eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu bekommen. „Meist scheitert ein Abschluss an dem viel zu teuren Beitrag oder an schon bestehenden Vorerkrankungen“, gibt NRW-Verbraucherzentralenvorstand Schuldzinski zu bedenken. „Und wenn eine solche Versicherung besteht, dann meist mit zu geringen Renten oder angreifbaren Angaben zu den Gesundheitsfragen.“ Es ist also eine einheitliche Lösung erforderlich, die möglichst allen Menschen einen Zugang zu privatem Berufsunfähigkeitsschutz verschafft. Kleinlein: „Darunter verstehen wir den erleichterten Zugang zu einer ergänzenden Berufsunfähigkeitsversicherung mit bestimmten Kriterien, die wir im Positionspapier festgelegt haben. So könnten größere Kollektive entstehen, die einen besseren Risikoausgleich ermöglichen.“

Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft das massive Ungleichgewicht zwischen Versicherungsnehmer und dem Versicherer. Um hier für mehr Balance und Fairness zu sorgen, ist es zwingend notwendig, flächendeckende professionelle Unterstützung zu schaffen. Diese umfasst dann zum Beispiel Hilfe beim Ausfüllen der Gesundheitsfragebögen oder bei der Leistungsbeantragung.

Durch die Zusammenarbeit von Verbraucherzentrale NRW und BdV bringen diese bedeutenden Verbraucherschutzorganisationen die Dringlichkeit zum Ausdruck. Schuldzinski: „Die Politik ist gefordert, die existenzielle Absicherung der Bürgerinnen und Bürger im Falle der Berufsunfähigkeit als drängendes Problem aufzugreifen und zum Vorteil der Betroffenen zu lösen.“ Kleinlein ergänzt: „Die Versicherungswirtschaft ist darin gescheitert, für alle Bürger tragfähige Lösungen für einen Schutz gegen Berufsunfähigkeit zu entwickeln.“

BdV und Verbraucherzentrale NRW laden politisch Verantwortliche und Vertreter von Anbieterverbänden zu einem Austausch über die Problematik der Berufsunfähigkeitsversicherung am Runden Tisch ein.

Das gesamte Positionspapier mit allen weiteren wichtigen Punkten gibt’s als Download bei der Verbraucherzentrale sowie beim BdV.

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