Neue sigma-Studie von Swiss Re: Defensive und strategische Übernahmen beflügeln M&A-Aktivität

  • M&A-Aktivitäten in der Versicherungsbranche haben in den letzten Monaten zugenommen und das allgemein niedrige Niveau seit der Finanzkrise von 2008-09 überwunden
  • Im Jahr 2014 wurden weltweit 489 Transaktionen durchgeführt; 2007 waren es noch 674 Transaktionen
  • Der jüngste M&A-Aufschwung konzentriert sich hauptsächlich auf bestimmte Bereiche wie specialty (Rück-) Versicherer und Versicherungsvermittler
  • Konsolidierung ist eine Antwort auf den Wettbewerbsdruck für spezialisierte mittelständische (Rück-)Versicherer
  • Regulatorische Veränderungen, alternatives Kapital, Globalisierung und Zugang zu neuen Vertriebstechnologien dürften die M&A-Aktivitäten stimulieren

PRESSEMITTEILUNG – Gemäss der neuesten sigma-Studie von Swiss Re «Fusionen und Übernahmen im Versicherungswesen: Beginn einer neuen Welle?» nehmen die Aktivitäten rund um Fusionen und Übernahmen («mergers and acquisitions», M&A) in der Versicherungsbranche wieder zu, auch wenn die Anzahl der Transaktionen noch immer deutlich hinter dem Vorkrisenniveau bleibt.

Nach dem starken Einbruch im Jahr 2009 waren die M&A-Aktivitäten in der Versicherungsbranche in den vergangenen Jahren insgesamt eher verhalten. In den letzten Monaten haben sie jedoch wieder zugenommen, und auch die Liste der angekündigten Transaktionen wächst: Insgesamt stiegen die Bekanntgaben von Fusionen und Übernahmen in der zweiten Jahreshälfte 2014 deutlich an – auf 359 gegenüber 295 in der ersten Jahreshälfte. Diese Entwicklung zeichnet sich auf für 2015 ab. Darüber hinaus deuten Umfragen darauf hin, dass sich die Stimmung im Hinblick auf Fusionen und Übernahmen dreht, da die allgemeine Zuversicht in die wirtschaftlichen Aussichten allmählich steigt. Des Weiteren sehen Marktteilnehmer in Fusionen und Übernahmen eine Möglichkeit, ihre Rentabilität zu steigern und ihre Bilanzen zu verbessern.

Defensive und strategische Transaktionen rücken in den Vordergrund

Wichtige Aspekte bei M&A-Transaktionen in der Versicherungsbranche sind Veräusserungen von geschlossenen Beständen und Run-off- Geschäftsbereichen. Solche Veräusserungen stellen eine effektive Möglichkeit dar, sich frühzeitig aus Geschäftsbereichen im Run-off zurückzuziehen, um das Kapital in neue oder erweiterte Geschäftssparten investieren zu können. Auch die Aktivitäten unter den spezialisierten (Rück-) Versicherern nehmen zu, da etablierte Unternehmen auf den steigenden Wettbewerbsdruck reagieren müssen. Die alternative Risikotragfähigkeit von Hedgefonds, Investmentbanken und Rentenversicherungen hat den Preisdruck auf einige Schaden- und Unfallversicherungen verschärft. Das hat zur Folge, dass einige spezialisierte (Rück-)Versicherer in Bermuda sowie im Lloyd’s-of-London-Markt ihre Geschäftsbereiche zusammenlegen, um breitere und neue Risikofelder von Unternehmensriskien abzudecken und operative Kosten zu senken.

«Gegenwärtig findet eine Verdrängung der mittelständischen spezialisierten (Rück-)Versicherer statt», erklärt Kurt Karl, Chefökonom der Swiss Re. «Einige Unternehmen verfügen nicht über die Grösse oder das Leistungsspektrum, um sich mit ihrem Angebot von der breiteren Risikotragfähigkeit anderer Rückversicherer abzuheben. In Zukunft werden wir weiterhin eine gewisse Marktbereinigung indiesem Bereich beobachten können, da sich Unternehmen in ihrem Bemühen um Umsatzwachstum und Kostensynergien zusammenschliessen.»

Auch ausserhalb des Bereichs für spezialisierte (Rück-)Versicherer gab es strategische Transaktionen zur Erweiterung von Fachwissen, Vertriebskapazitäten und geografischer Reichweite. In vielen Schwellenländern, insbesondere in den Regionen Asien/Pazifik und Lateinamerika, nehmen die M&A-Aktivitäten ebenfalls zu, da sich nach wie vor viele Versicherer aus entwickelten Märkten auf Expansionskurs in wachstumsstärkeren Märkten befinden. Aber auch zunehmend mehr Versicherer aus Entwicklungsländern ziehen Übernahmen in Industrieländern als Möglichkeit in Betracht, ihr Geschäft geografisch und spartenübergreifend zu diversifizieren.

Bei den Vermittlern nehmen die M&A-Aktivitäten ebenfalls zu. Makler im Grosskundensegment verfolgen derzeit aktiv internationale Expansionen als Reaktion auf steigende Anforderungen grosser Unternehmen mit international tätigen Partnern zusammen zuarbeiten. Auch in den heimischen Märkten nimmt die Konsolidierung weiter zu. Vermittler und Makler begründen dies mit möglichen Grössenvorteilen und der Fähigkeit, ihren Kunden ein volles Spektrum analytischer Leistungen bieten zu können.

Aufschwung weiterhin branchenspezifisch

Trotz des Aufschwungs bei den M&A-Aktivitäten in der Versicherungsbranche bleibt die Gesamtzahl der Transaktionen noch immer deutlich hinter dem Vorkrisenniveau zurück. Im Jahr 2014 wurden weltweit 489 Transaktionen durchgeführt; 2007 waren es noch 674 Transaktionen. Zudem handelt es sich bei der erhöhten Aktivität um keinen branchenweite Anstieg, was auch in naher Zukunft unwahrscheinlich erscheint.

Die nach wie vor erheblichen Unsicherheiten im Hinblick auf die weltweiten makroökonomischen und regulatorischen Aussichten erschweren die Auswahl wertsteigernder Transaktionen, was das Interesse der Firmen an Fusionen und Übernahmen dämpft.

Stattdessen dürfte sich der aktuelle Trend zunehmender M&A-Aktivitäten in bestimmten Bereichen in der Branche fortsetzen, da Firmen auf konjunkturelle und strukturelle Veränderungen reagieren. Durch die Einführung von Richtlinien wie Solvency II werden einige Versicherer Umstrukturierungen zur Erzielung von Effizienzsteigerungen und/oder Grössen- bzw. Verbundvorteilen in Betracht ziehen. Ebenso werden die Transaktionen weiterhin durch alternative Kapitalzuflüsse stimuliert, vor allem, wenn Finanzinvestoren aktive Verkäufer bzw. Käufer werden. Der Zugang zu digitalen Vertriebstechnologien ist eine weitere treibende Kraft hinter M&A- Transaktionen, die in der Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen dürfte.

M&A-Erfolg bleibt eine Herausforderung

Der Erfolg von Fusionen und Übernahmen fällt in der Versicherungsbranche, wie auch in anderen Branchen, sehr unterschiedlich aus. Empirische Analysen der Aktienkursentwicklungen von Versicherern, die in den letzten zehn Jahren an einer Fusion oder Übernahme beteiligt waren, deuten langfristig auf positive Renditen für Käufer hin, jedoch gibt es dabei grosse Unterschiede. Darren Pain, Mitautor der Studie, sagt: «Die Transaktionen mit dem scheinbar grössten und konstantesten Wertschöpfungspotenzial sind solche, bei denen die Unternehmer im gleichen Land ansässig sind, aber auch Transaktionen mit vertikaler Integration von Firmen in verschiedenen Phasen der Wertschöpfungskette im Versicherungsgeschäft.»

Die Begrenzung operativer und geschäftlicher Risiken für ein erfolgreiches M&A-Vorhaben liegt bei den Verantwortlichen der Versicherungs- gesellschaften. Rückversicherungslösungen helfen im Vorfeld einer Transaktion und auch im Anschluss die Bilanzen der Versicherer zu stärken bzw. den damit verbundenen Druck zu mindern. In der Realität wird das Potenzial der Rückversicherung als Instrument für das M&A- Kapitalmanagement jedoch noch nicht ausgeschöpft.

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe