Prof. John Neumeier übernimmt Schirmherrschaft für Verleihung der 34. HanseMerkur Preise für Kinderschutz

PRESSEMITTEILUNG – Hamburg, 8. Mai 2015. Heute werden die HanseMerkur Preise für Kinderschutz zum 34. Mal vergeben. Als diesjähriger Schirmherr nimmt Prof. John Neumeier, Ballettdirektor und Chefchoreograph des HAMBURG BALLETT, an der Festveranstaltung um 17.00 Uhr im Atrium der HanseMerkur Versicherungsgruppe teil. Die Laudationes auf die Preisträger hält Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB). Die Schauspielerin Andrea Sawatzki wird als Botschafterin des diesjährigen Hauptpreisträgers aus München zu den 500 geladenen Gästen bei der Verleihung des ältesten deutschen Sozialpreises für herausragende Kinder- und Jugendschutzarbeit sprechen.

Der HanseMerkur Preis für Kinderschutz wird seit 1980 ausgeschrieben und ist mit 50.000 Euro dotiert. Bisher wurde ein Preisgeld von über einer Million Euro ausgeschüttet. Die Auszeichnungen für das Jahr 2014 gehen an vier Initiativen aus Hamburg und München sowie aus Niedersachsen (Bienenbüttel und Lilienthal).

Das kulturelle Rahmenprogramm der Festveranstaltung gestaltet das BUNDESJUGENDBALLETT gemeinsam mit den Integrativen barrierefreien Gruppen des TV Schiefbahn 1899 e.V. aus Willich.

Die Journalistin und Moderatorin Marlene Lufen, Schirmherrin des Inklusionssportvereins aus Nordrhein-Westfalen, Hauptpreisträger des HanseMerkur Preises für Kinderschutz des Jahres 2012, nimmt ebenfalls an der Preisverleihung teil.

DER HAUPTPREISTRÄGER 2014

Der mit 20.000 Euro dotierte Hauptpreis geht an folgendes Projekt:

Laut Kriminalstatistik wurden in Deutschland im Jahre 2014 153 Kinder zu Tode misshandelt. Doch was geschieht mit jenen, die schweren, langanhaltenden sexuellen Missbrauch, körperliche und seelische Gewalt „überlebt“ haben? Was passiert, wenn jene Kinder nach der Herauslösung aus ihren Familien in Jugendheimen, Wohngruppen, Psychiatrien und Pflegefamilien keinen Fuß fassen können, weil sie selbst – durch Gewalt traumatisiert – gewalttätig werden, durch Selbstzerstörung oder Essstörungen auffallen?

Die gemeinnützige und mildtätige Stiftung Ein Platz für Kinder in München wurde 2005 gegründet, um in Deutschland Schutzhäuser zu bauen, die diesen Kindern in besonderen Ausnahmesituationen ein Heim geben. Schutzhäuser wie das KiD Hannover und die Hamburger Mattisburg, die jeweils zehn Vier- bis 12-Jährige für einen Zeitraum von durchschnittlich sechs Monaten aufnehmen, bis (Sozial-)Pädagogen und Trauma-Therapeuten sich sicher sind, dass sie in normale Einrichtungen der Jugendfürsorge überführt werden können. Ein Platz für Kinder stattet die Schutzhäuser liebevoll aus, stellt die fortlaufende Renovierung sicher und übergibt diese dann an einen professionellen Träger. In den diagnostischen Einrichtungen erfahren die Kinder, dass die Betreuer sie verstehen wollen. Sie müssen keine Anpassungsleistungen vollbringen, Impulsdurchbrüche werden nicht sanktioniert. Schließlich finden sie Worte für ihre Verletzungen und müssen nicht länger in der Symptomsprache Zuflucht suchen.

ANERKENNUNGSPREISTRÄGER 2014

Die drei mit jeweils 10.000 Euro dotierten Anerkennungspreise gehen an folgende Projekte:

1. Sie leben mit einer transplantierten Niere oder Leber, mit Spenderherz oder -Lunge. 6.000 bis 7.000 Kinder in Deutschland sind organtransplantiert, etwa 350 kommen jährlich dazu. Kinder, die zwei Stundenpläne führen, einen schulischen und einen medizinischen, für die – häufig seit Geburt – Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und dauernde Medikamenteneinnahme zum Alltag zählen. Transplant-Kids e.V. aus dem niedersächsischen Bienenbüttel macht für Kinder mit Spenderorganen zwischen acht und 14 Jahren ein bundesweit einmaliges Angebot. Die Vereinsmitglieder, selbst organtransplantierte Erwachsene, zeigen ihnen einen Weg zwischen altersgerechtem Leben und verantwortungsvollem Umfang mit dem transplantierten Organ. So etwa seit 2009 auf siebentägigen überregionalen Transplant-Kids Camps, erlebnispädagogischen Freizeiten, wo die Themen Compliance, Ernährung, Stressbewältigung und Motorik im Fokus stehen. Immer mit dem Ziel, die Lebenskompetenz und die Eigenverantwortung der Kinder zu stärken und das Familiensystem zu entlasten.

2. Vor 20 Jahren startete der Verein Freunde der Schlumper e.V. im multikulturellen Hamburger Stadtteil Altona-Altstadt das Projekt Louise Schroeder Schule und Die Schlumper. Eine Ateliergemeinschaft von Künstlern mit unterschiedlichen Handicaps trifft sich seither an vier Tagen in der Woche mit sechs bis zehn Kindern der integrativen Ganztagsgrundschule während des Regelunterrichts zum Malen und kreativen Gestalten: ob an Staffeleien mit großen oder kleinen Formaten oder mit Gips, Ton, Holz, Zeitungspapier und Kleister. Alle 470 Kinder der Hamburger Pilotschule Kultur, viele aus sozial prekären Verhältnissen, treffen im Rahmen ihrer Grundschulzeit so mehrfach mit den „Schlumpern“ zusammen und entwickeln über die Begegnung mit den Künstlern zudem grundlegende soziale und kommunikative Kompetenzen. Die Entwicklung kreativer Potentiale und der Respekt vor Menschen mit Behinderungen haben auch positive Auswirkungen auf das Lernverhalten der Schüler. Und so ist das Projekt ein „unvermuteter Glücksfall“ für alle Beteiligten. Denn das ist auch nach dem Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm die Bedeutung des Wortes „Schlump“.

3. Die im Jahre 2002 gegründete Bürgerstiftung Lilienthal vor den Toren Bremens hat es sich zum Ziel gesetzt, mit einem Strauß an Bildungsangeboten besonders Kinder mit Migrationshintergrund zu fördern, um die Grundlagen für eine berufliche und soziale Integration in Deutschland zu legen. 2009 kam im Rahmen der außerschulischen Lernbetreuung über Deutsch- und Mathematik-Fördereinheiten das Projekt „Gleiche Chancen auch für Roma-Kinder“ hinzu. Für Schüler, die zwar über eine hohe soziale und künstlerisch-musische Kompetenz verfügen, die aber aus einem bildungsfernen Milieu kommen und deren Muttersprache Romanes keine Schriftform kennt. So enden die meisten Roma-Kinder in Förderschulen für Lernbehinderte. Nicht so jedoch in Lilienthal, wo es 43 Ehrenamtliche in Kooperation mit sechs Grundschulen am Ort über den Nachhilfeunterricht in einer Eins-zu-eins-Betreuung geschafft haben, dass die geförderten Roma-Kinder Integrations-, Haupt- und Realschulen besuchen.

Zur Geschichte des HanseMerkur Preises für Kinderschutz

Im UNO-Jahr des Kindes 1979 gab die HanseMerkur eine Studie bei Prof. Dr. Hedwig Wallis, Direktorin der Psychosomatischen Abteilung an der Hamburger Universitäts-Kinderklinik in Auftrag, welche nachwies, dass die begleitende Mutter zur Beschleunigung des Genesungsverlaufs und zur Vorbeugung gegen seelische Schäden bei stationären Aufenthalten von Kindern entscheidend ist. Diese Erkenntnis mündete ein Jahr später in den „Mutter-und-Kind-Tarif“, mit dem die HanseMerkur als erster privater Krankenversicherer das „Rooming-in“ absicherte. Parallel dazu wurde 1980 erstmals unter dem Motto „Sorge für Kinder ist Vorsorge für die Zukunft“ der HanseMerkur Preis für Kinderschutz ausgeschrieben.

Ausgezeichnet werden einzelne Personen, private Initiativen und Gruppen in Deutschland, die sich weitgehend ehrenamtlich und höchst engagiert sowie beispielhaft für die Belange von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Dies kann im Bereich der psychosozialen, der medizinischen oder gesellschaftlichen Hilfe bzw. Vorbeugung geschehen. Eine zehnköpfige Jury aus renommierten Kinderschützern, der unter anderem Eva Luise Köhler (Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen), Dr. Jürgen Heraeus (Deutsches Komitee für UNICEF), Heinz Hilgers (Deutscher Kinderschutzbund) und Prof. Dr. Sabine Walper (Deutsche Liga für das Kind) angehören, sorgt für den Know-how-Transfer und die Qualitätskontrolle bei der alljährlichen Auswahl exzellenter Initiativen im Kinder- und Jugendschutz. Seit 1980 haben sich über 3.000 Projekte beworben. Ausgezeichnet wurden bislang 141 Projekte, was der Ausschüttung eines Preisgeldes von mehr als einer Million Euro entspricht.

Ausschreibung 2015

Parallel zur Preisverleihung läuft bereits die Ausschreibung für Bewerbungen um den HanseMerkur Preis für Kinderschutz 2015. Als Einsendungsschluss hat die Jury den 31. August 2015 festgelegt.

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe