Sprechstunde beim @AssekuranzDoc: Sonne hoch – Preise runter

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Immer mehr Kunden nutzen die Sonnenenergie. Photovoltaik- und Solarthermieanlagen liegen im Trend, auch wenn die staatliche Förderung für viele Erzeuger gesenkt wurde. Die Preise für Solarmodule sind drastisch gesunken. Welche Folgen dies für die Versicherung der alternativen Energieerzeuger hat, steht im Mittelpunkt dieser Kolumne.

Es ist schon erstaunlich, wie viele Photovoltaikanlagen in Deutschland auf den Dächern sind. Nach einer Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE, Freiburg, ist in Deutschland inzwischen eine Leistungskapazität von 30 TWh installiert. Damit werden knapp sechs Prozent des deutschen Energieverbrauchs durch Sonnenenergie gesichert. Alle alternativen Energieerzeugungsarten zusammen decken inzwischen fast 30 Prozent des Energiebedarfs.

Wenn es die Sonne mit Deutschland richtig gut meint, dann werden bereits 35 Prozent des Stromverbrauchs über die Solarenergie gedeckt. An Sonn- und Feiertagen sind es teilweise sogar schon 50 Prozent, wie die Freiburger Spezialisten in einer aktuellen Analyse vorgelegt haben. Ende 2013 waren in Deutschland rund 1,4 Millionen sogenannte PV-Anlagen installiert. Sie übertreffen mit ihrer Leistungsfähigkeit alle anderen Kraftwerksanlagen.

Mit dem Ausbau der PV-Anlagen haben die Hersteller der Solarmodule, Installationsfirmen und auch viele Kunden in den vergangenen Jahren gute Geschäfte gemacht. Doch der Hype ist wohl vorbei, wenn man sich die gestiegene Zahl der insolvente Hersteller- und Installationsfirmen vor allem in Deutschland anschaut. Die Herstellung herkömmlicher Module lohnt sich Angesicht der Konkurrenz aus Fernost kaum noch, der Preisverfall ist enorm.

Preise für Solarmodule enorm gesunken

Die Preise für Solaranlagen sind allein in den letzten zwei Jahren von 2.200 EUR je kW Leistung auf ca. 1.600 EUR gesunken. Der tatsächliche Preisverfall ist allerdings noch stärker. Der Gesetzgeber hat die Förderung von Solarstrom in den vergangenen beiden Jahren weiter reduziert.

Erhielten die Kleinproduzenten 2012 noch rund 24 Cent pro kWh, so beträgt die Förderung 2014 nur noch rund 13 Cent. Das führt Verbraucherschützer zu der Schlussfolgerung, dass die niedrigen Einspeisevergütungen es kaum noch rentabel machen, „den erzeugten Strom an den Netzbetreiber zu verkaufen. Wer den Solarstrom komplett einspeist, kann oft schon froh sein, wenn er in 20 Jahren wenigstens die Kosten wieder hereinholt.“

Doch neben den gesunkenen Preisen für die Module macht ein neuer Trend die Energieerzeugung per Sonne interessant – der Eigenverbrauch und damit die Senkung der „klassischen“ Energiekosten. Der Strom zum Eigenverbrauch ist günstiger als der vom örtlichen Energieerzeuger. Und so verwundert es nicht, dass gerade energieintensivere Gewerbe- und Privatnutzer den Weg zur Selbstversorgung gewählt haben.

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Versicherungsschutz für PV- Anlagen und das Betreiberrisiko

Die Neuinstallation von Photovoltaik-Anlagen (PV) oder auch die Modernisierung ist häufig mit erheblichen Investitionen verbunden. Finanzierende Banken und Kunden sind daher an einem bedarfsgerechten Versicherungsschutz interessiert, der nicht nur die finanziellen Risiken aus Naturereignissen absichert, sondern auch den Ertragsausfall oder die Risiken aus dem Betrieb der Anlagen.

Bei kleineren netzgebundenen Hausanlagen mit einer Leistung von 10 kWp und einem Anschaffungspreis von etwa 20 TEUR ist eine erhebliche Nachfrage nach geeignetem Versicherungsschutz zu verzeichnen. Die Preise für derartige Policen bewegen sich zwischen cirka 60 EUR und rund 110 EUR pro Jahr inkl. Steuer bei den sechs preisgünstigsten Anbietern, wie ein Preis-Leistungsvergleich über den Maklerpool Blaudirekt zeigt.

Wichtig für Kunden und Makler sind jedenfalls auch der Schutz vor zusätzlichen die Risiken, die bei einem richtigen Versicherungsschutz auch abgesichert sein sollten. Dazu gehören nach Aussagen von Photovoltaik-Spezialisten auch die finanziellen Folgen aus speziellen Gefahren wie Überspannungsrisiken oder der Ertragsausfall bei „Stillstand“ der Anlage.

Frank Dittrich, Key Account Manager im Vertrieb der Oberösterreichischen Versicherung und langjährig erfahrener Partner der Makler bei der Versicherung von PV-Anlagen, gibt noch den Hinweis, dass auch „die Absicherung von Bedienungsfehlern, Ungeschicklichkeit oder Vorsatz Dritter ebenso in eine moderne Solar-Police gehört, wie Schäden beispielsweise durch Marderbiss oder auch die Folgen aus Konstruktions-, oder Ausführungsfehlern außerhalb von Garantien.“

Die unterschätzen Risiken aus dem Betrieb von PV-Anlagen

Selbst Vermittlern, die sich besonders gut in technischen Sachversicherungen auskennen, sind die Risiken aus dem Betrieb von Solaranlagen oft nicht geläufig. Die Besonderheit ergibt sich aus den steuerlichen Aspekten – fast alle Betreiber einer Solaranlage sind Gewerbetreibende. Daraus folgt, dass Haftungsfragen aus diesen Risiken oft nicht über die Privathaftpflichtversicherung oder eine Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung abgedeckt sind.

Solarspezialist Dittrich gibt deshalb den Rat, dass für die „alternativen Solarpioniere eine Haftpflichtversicherung als Betreiber nicht mehr wegzudenken ist. Das gilt besonders auch für die möglichen Schäden an den Dächern und Grundstücken, die ein Betreiber einer PV-Anlage für seine Anlage eventuell gemietet hat.“

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Selbst langjährige erfahrene Versicherer im Bereich der PV-Anlagen nutzen das Know how von Spezialunternehmen, wenn es um die Feststellung von Schäden an PV-Anlagen oder auch deren Reparatur geht. So bietet das Berliner Unternehmen Envaris GmbH der Assekuranz nicht nur Schadengutachten durch visuelle Prüfungen nach Hagelschäden an, sondern kann auch Untersuchungsergebnisse durch das Elektroluminiszenzverfahren liefern. Versicherer und Kunden können durch dieses Prüfverfahren die Leistungsfähigkeit ihrer Anlagen nutzen oder auch vom Reparaturservice solcher Firmen profitieren.

Für den Laien ist es ebenfalls interessant zu erfahren, dass sich Inzwischen auch ein Zweitmarkt für Solarmodule entwickelt hat. Damit können so manche Wünsche und Bedürfnisse nach Ersatz von einzelnen kaputten Modulen abdecken werden, ohne gleich wieder tief ins Portmonee fassen zu müssen. Denn gerade die Module von Herstellern, die inzwischen vom Markt verschwunden sind, sind stark gefragt, wie von den Betreibern der Plattform Secondsol zu erfahren war.

Fazit:

Die schon totgesagte Solarinstrustrie hat enorme Potentiale, auch in Deutschland. Kleinanlagen und völlig neue Konzepte wie Solarzellen auf biologischer Basis können wichtige Beiträge für unsere Umwelt leisten.

Und ein positiver Nebeneffekt für Versicherungsvermittler kann sein, sich mit dieser Thematik einmal etwas tiefgründiger zu befassen.

Solaranlagen sind nicht nur eine Frage für Häuslebauer, Landwirte oder Gewerbetreibende. Kleinsolaranlagen, die in Jalousien oder Rollos versteckt einen Beitrag zur alternativen Energieversorgung oder Kühlung der Wohnungen und Büros leisten können sind keine Utopie mehr.

Und dafür gibt es auch einen Versicherungsbedarf.


Dr. Peter Schmidt Peter_Schmidt_Portrait Experte Personenversicherungen und Unternehmensberater im Bereich Versicherungen, Vertriebe und Makler mit langjähriger Erfahrung als Führungskraft und Vorstand bei deutschen Versicherern und twittert als „assekuranzdoc“. Besuchen Sie auch seine Webseite und werden Sie Fan von Dr. Schmidt auf Facebook.

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