Weniger Vermittler, mehr Qualität? Ein Blick auf die Versicherungsbranche in Europa

Die Zahl der Versicherungsvermittler in Europa schrumpft weiter. Laut dem neuesten Bericht der Europäischen Versicherungsaufsichtsbehörde EIOPA sind seit 2018 etwa 50.000 Vermittlungsbetriebe weniger registriert. Seit 2013 hat die Branche gar über 400.000 Vermittler verloren – ein Rückgang von rund 34 Prozent. In Deutschland spiegelt sich dieser Trend wider: Hier sind zwischen 2013 und 2022 etwa 56.000 Vermittler aus dem Register verschwunden, was einem Minus von 23 Prozent entspricht.

Gründe für den Rückgang und Konsolidierungstendenzen

Die EIOPA führt mehrere Ursachen für diesen Rückgang an. Die Überalterung der Vermittlerschaft, erhöhte regulatorische Anforderungen und der Wettbewerbsdruck durch Online-Angebote spielen eine wesentliche Rolle. Gleichzeitig beobachtet die Behörde eine Konsolidierung im Markt: Der Anteil juristischer Personen unter den Vermittlern steigt – von 16 Prozent im Jahr 2016 auf nunmehr 24 Prozent.

Vermittlerstrukturen und Vergütungsmodelle in Europa

Die Strukturen der Vermittlermärkte variieren stark zwischen den europäischen Ländern. Während in einigen Staaten Ausschließlichkeits- und Mehrfachvertreter dominieren, sind in anderen Ländern Untervermittler häufiger anzutreffen. Bei der Vergütung dominieren Provisionen, Honorarmodelle setzen sich nur zögerlich durch. Besonders in Schweden, Irland und den Niederlanden finden sich jedoch Ansätze, die von der reinen Provisionsvergütung abweichen.

Grenzüberschreitende Vermittlung und die Rolle von Finfluencern

Die grenzüberschreitende Versicherungsvermittlung bleibt trotz regulatorischer Bemühungen eine Seltenheit. Zugleich gewinnen Finfluencer an Bedeutung, die in sozialen Medien über Finanz- und Versicherungsprodukte informieren. Frankreich hat bereits Maßnahmen ergriffen, um irreführende Werbung durch Finfluencer einzudämmen, während Deutschland noch auf vergleichbare Initiativen wartet.

Die aktuellen Entwicklungen deuten auf tiefgreifende Veränderungen in der europäischen Versicherungslandschaft hin. Während die Zahl der Vermittler sinkt, scheint die Qualität der Beratung – zumindest laut EIOPA – in den meisten Ländern gestiegen zu sein. Doch bleibt viel Raum für Verbesserungen, insbesondere in Deutschland.

Quelle

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe