Dynamik in der Lebensversicherung: Ein neuer Trend zeichnet sich ab

In einem mutigen Vorstoß hat Ende November die VPV als erster Versicherer die Verzinsung für Lebensversicherungen für das Jahr 2024 bekannt gegeben. Dieser Schritt, eine Erhöhung der Verzinsung darstellend, löste eine Kettenreaktion aus: Insgesamt 37 Versicherer folgten dem Beispiel und erhöhten ihre Überschussbeteiligung. Eine bemerkenswerte Konstanz zeigten 13 weitere Versicherer, die ihre Raten auf dem Niveau des Vorjahres hielten. Keiner der Versicherer senkte die Überschussbeteiligung. Diese Entwicklung setzt somit den Wendepunkt fort, der sich bereits im Jahr 2023 abzeichnete.

Optimistische Zahlen prägen den Markt

Das Analysehaus MORGEN & MORGEN hat nun als erstes die Marktentwicklung eingehend analysiert. Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik und Rating, fasst zusammen: „Der Trend zur Erhöhung der Überschüsse hält an, sodass nun die Mehrheit der Gesellschaften ihren Kunden eine Verzinsung von mindestens 2% bieten kann.“ Durchschnittlich liegt die laufende Verzinsung bei 2,4%, ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, wo sie bei 2,1% lag. Bei neueren Tarifen zeigen sich die Versicherer sogar noch generöser.

Entspannte Lage bei Lebensversicherern

Ein wesentlicher Faktor für diesen Aufschwung ist die Entlastung der Lebensversicherer von den Aufwänden für die Zinszusatzreserve. Der Referenzzins bleibt konstant, und der Zinsanstieg erfordert keine weiteren Senkungen. Auch das Auslaufen hochverzinster Altverträge spielt eine Rolle. „2022 wurden branchenweit über 3 Mrd. Euro aus der Zinszusatzreserve freigesetzt, im Gegensatz zu 8,5 Mrd. Euro im Vorjahr,“ erläutert Saal. Diese Entwicklung eröffnet Spielraum für höhere Überschussbeteiligungen.

Positive Signale für die Zukunft

Die Analysten von MORGEN & MORGEN betrachten stille Lasten nicht als signifikante Bedrohung. Versicherer haben im Rahmen von Solvency II langfristige Kapitalanlagen getätigt, die trotz niedrigerer Zinsen als stabil angesehen werden. Diese Anlagen müssen nicht sofort realisiert werden und können bis zum Laufzeitende gehalten werden, was zur Auflösung stiller Lasten beiträgt. Zudem bieten die Zinsveränderungen neue Anlagemöglichkeiten. Die Experten blicken optimistisch in die Zukunft und erwarten, dass sich der Trend auch auf die Garantiezinsen ausweiten könnte. Die Deutsche Aktuarvereinigung und die BaFin haben für 2025 eine Anhebung des Höchstrechnungszinses auf 1% empfohlen, was, sofern vom Bundesfinanzministerium akzeptiert, zu höheren Garantien am Markt führen könnte.

Quelle

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe