Fitch setzt Ausblick der LV 1871 auf negativ und bestätigt ‚A+‘ Finanzstärkerating

PRESSEMITTEILUNG – Fitch Ratings, London/Frankfurt, 16. Dezember 2015: Fitch Ratings hat den Ausblick der Lebensversicherung von 1871 a. G. München (LV 1871) von stabil auf negativ gesetzt. Gleichzeitig wurde das ‘A+’-Finanzstärkerating (Insurer Financial Strength, IFS-Rating) bestätigt.

Der Ausblick ist wegen des gestiegenen ALM-Risikos auf negativ gesetzt worden. Das erhöhte Risiko spiegelt sich in einer 2015 erstmals unter dem durchschnittlichen Rechnungszins liegenden Wiederanlagerendite auf festverzinsliche Wertpapiere wider. Fitch erwartet, dass sich dieser Trend 2016 fortsetzt. In Verbindung mit den Aufwendungen für die Zinszusatzreserve (ZZR) werden die niedrigen Zinsen höchstwahrscheinlich zu einem Rückgang an Rentabilität sowie mittelfristig auch zu einer rückläufigen Kapitalausstattung führen.

SCHLÜSSELFAKTOREN DES RATINGS

Das Rating reflektiert die starke Marktposition der LV 1871 in der Berufsunfähigkeitsversicherung sowie die starke Kapitalausstattung. Fitchs Sicht auf die Kapitalausstattung stützt sich sowohl auf die aufsichtsrechtliche Solvenzquote als auch auf die risikobasierte Analyse der Agentur. Dem stehen die kleine Größe des Unternehmens (konsolidierte Bilanzsumme geringer als zehn Milliarden Euro), die sich einschränkend auf die Diversifikation auswirkt, das höhere ALM-Risiko durch die niedrigen Wiederanlagezinsen und Aufwendungen für die Zinszusatzreserve sowie das aktuell schwierige operative Umfeld in der Lebensversicherung gegenüber.

Die LV 1871 hält eine Top 10-Stellung im Geschäft mit der Berufsunfähigkeitsversicherung inne. Wegen des hohen Anteils an Berufsunfähigkeitsversicherung in ihren Büchern, ist die LV 1871 in einer guten Ausgangslage, die Folgen aus den niedrigen Zinsen abzumildern. Denn die Risikoerträge der LV 1871 aus dem Berufsunfähigkeitsgeschäft würden die Bedienung des Rechnungszinses des traditionellen Geschäfts unterstützen, was Fitch als positiv ansieht.

Auf Basis des Jahresabschlusses 2014 erzielte die LV 1871 im agentureigenen Kapitalmodell Prism FBM ein „sehr starkes“ Ergebnis. Fitch erwartet, dass die LV 1871 dieses Ergebnis zum Jahresende 2015 bestätigt. Die aufsichtsrechtliche Solvenzquote der LV 1871-Gruppe lag zum Jahresende 2014 bei 176% und wir erwarten eine stabile Entwicklung zum Jahresende 2015. Die Solvenzquote unterstützt die Sicht der Agentur auf die Kapitalausstattung der LV 1871. Allerdings erwarten wir einen rückläufigen Trend für 2016.

Im laufenden Geschäftsjahr wird der Wiederanlagezins auf festverzinsliche Wertpapiere unter den zur Bedienung der Garantien benötigten Zins fallen. Wir erwarten, dass sich dieser Trend 2016 fortsetzt, und die Marge zwischen der laufenden Zinseinnahme aus dem festverzinslichen Wertpapierbestand und dem benötigtem Zins weiter absinkt.

In Verbindung mit den Aufwendungen für die ZZR geht Fitch davon aus, dass die Fähigkeit der LV 1871, weitere Sicherheitsmittel aufzubauen eingeschränkt sein wird, weil die Rentabilität von der rückläufigen Zinsmarge betroffen sein wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Wachstum der Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB) nicht mit dem Wachstum der Bilanzsumme Schritt halten kann, ist erhöht.

Wir erwarten eine stabile Nettoverzinsung für 2015. Die LV 1871 erzielte eine Nettoverzinsung von 4,4%, die leicht unter dem Marktschnitt von 4,6% lag. Die Wiederanlagerendite lag 2014 noch über dem für die Garantien benötigten Zins.

Die LV 1871 ist ein in München ansässiger Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Sie hält 100% an den Versicherern LV 1871 Private Assurance AG, LV 1871 Pensionsfonds AG, Delta Direkt Lebensversicherung AG und TRIAS Versicherung AG. Die konsolidierte Gruppe hatte zum Jahresende 2014 eine Bilanzsumme von 6,5 Mrd. Euro (2013: 6,0 Mrd. Euro) und erzielte Beitragseinnahmen von 829 Mio. Euro (2013: 801 Mio. Euro).

RATING SENSITIVITÄTEN

Schlüsselfaktoren, die zu einer Herabstufung des Ratings führen könnten, umfassen eine wiederholt unter dem für die auf die Passiva gewährten Garantien benötigten Zins liegende Wiederanlagerendite bei den festverzinslichen Wertpapieren, eine deutlich verschlechterte Wettbewerbsposition in der Berufsunfähigkeitsversicherung, sowie ein voraussichtlich anhaltend nur noch „starkes“ Resultat im Prism FBM Kapitalmodell.

Fitch sieht eine Heraufstufung des Ratings aufgrund der kleinen Größe des Unternehmens (und der sich daraus ergebenden begrenzten Diversifikation und Anfälligkeit bezüglich externer Verwerfungen) und des schwierigen operativen Umfeldes für deutsche Lebensversicherer kurzfristig als unwahrscheinlich an.

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe