Sprechstunde beim @AssekuranzDoc: Versicherer wollen Kostensenkung durch Cloud

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Ein dicker Briefumschlag mit über 40 Seiten Papier. Post von der Versicherung. Nicht nur bei Vertragsbedingungen abgeschlossener Policen sondern auch im Schadenfall scheint es ohne Papierberge nicht zu gehen. Jetzt könnte das aber alles ganz anders werden. Assekuranz 3.0 steht vor der Tür.

Auf der CeBit 2012 klang alles noch wie eine Vision als Fred di Giuseppe Chiachiarella, Chef des Bereichs Betriebswirtschaft beim GDV, eine geplante Cloud-Lösung für die deutsche Versicherungswirtschaft vorstellte.

Das damals schon fast zwanzig Jahre alte Branchennetz des GDV war in die Jahre gekommen. Der bis dato übliche Datenaustausch zwischen autorisierten Kommunikationspartern über feste Anschlüsse prägte über Jahre ein System, was weitgehend sicher aber inzwischen eben auch kostenintensiv funktionierte. Die Entwicklung der ersten Komponenten für eine sichere Cloud-Lösung sollte vor allem sicher und kostensparend werden.

Über ein Drittel der deutschen Unternehmen nutzen Cloudlösungen

Nach Schätzungen von Cloud-Experten arbeiten bereits über ein Drittel der deutschen Unternehmen mit Cloud-Lösungen. Einzelne Unternehmen der Versicherungsbranche entwickeln seit längerem in Zusammenarbeit mit Telekommunikationsunternehmen oder internationalen Saftwareherstellern eigene Cloudlösungen, häufig sogar mit internationalem Ansatz. Das Finance-Magazin berichtete kürzlich über das Projekt „Allianz Global Cloud“ der Allianz Versicherung, dass perspektivisch die über 150 Rechen-zentren und hunderte Netzwerken des Unternehmens ablösen soll. Die Zukunft der „Allianz-Cloud“ sieht so aus, dass darin alle Kunden- und Unternehmensdaten gesammelt und nur noch von maximal sieben Standorten verwaltet werden sollen.

Wie komplex eine Überführung von Unternehmens- und Endkundendaten in ein neues System ist, veranschaulichte Klaus Wolf von der Generali Deutschland Informatik Services GmbH:

„… Es ist ein fortlaufender geschäftsgetriebener Prozess, der niemals endet. Aus dem klassischen Business heraus resultieren immer wieder neue, signifikante Auswirkungen auf die IT. Das beste Beispiel ist ein Endkundenportal im Internet auf dem der Versicherungsnehmer einen Adresswechsel selbst vornehmen kann. Eine solche Funktionalität kann gravierende Auswirkungen auf den Bebauungsplan haben.“

Trusted German Insurance Cloud (TGIC) soll im April starten

Das neue Cloudsystem soll branchenintern die letzten Lücken eines sicheren IT-Branchennetzes schließen und die Möglichkeiten der engeren Zusammenarbeit mit externen Partnern und auch den Kunden deutlich erweitern. Bei den „externen Nutzern“ ist unter anderem auch an staatliche Stellen und Dienstleister der Assekuranzbranche gedacht. Dazu sollen Makler, Rechtsanwälte oder KFZ-Werkstätten gehören, die bisher im herkömmlichen Netz keinen Zugang hatten.

Seit Ende vergangenen Jahres sind eine Reihe ausgewählter Versicherer dabei, die neue Insurance Cloud zu testen. Dazu gehören laut „Computerwoche“ Unternehmen wie die Allianz, die R+V, die Barmenia oder auch die HUK. Sicherheit soll groß geschrieben werden. In Anbetracht der externen Dienstleister, an die teilweise entsprechenden Services outgesourct werden sollen, bleiben aber auch noch manche Fragen offen. Effizienzgewinnen durch Outsourcing-Projekte sind unbestritten, dürfen aber in der imagegeplagten Branche nicht zu Lasten der Datensicherheit gehen.

Die Cloudlösung kann für Vermittler viele Vorteile bringen

„Computerwoche“ berichtet, dass erste Anwendung für Vermittler bereits in die TGIC migriert sind bzw. werden. Die „Weiterbildungsdatenbank“ für Versicherungsvermittler soll möglichst bald über die TGIC bereitgestellt werden. „Die Versicherungsbranche hat sich (bekanntlich) selbst dazu verpflichtet, dass ihre Vermittler pro Jahr eine bestimmte Zahl von Weiter-bildungsaktivitäten absolvieren. Der Nachweis dieser Auflage soll sicher und effizient über die TGIC abgefragt und dokumentiert werden. Dazu muss das Netz nicht nur die Versicherungen, sondern auch die Vertriebs-organisationen und die Weiterbildungsanbieter einschließen.“

Weitere Anwendungen sollen folgen und die Daten ins Büro von Vermittler und Dienstleistern bringen. Anbieter von Maklerverwaltungsprogrammen und Vergleichssoftware sind schon dabei, adäquate Lösungen zu erarbeiten. Die Vision der Arbeit von Vermittlern mit und „in der Cloud“ wurde in einer Dokumentation von Marion Zwick bereits 2013 für den Verlag „Versicherungsjournal“ zusammengestellt:

„Da beim Cloud-Computing Programme und Daten in der Wolke gespeichert werden bedeutet dies für den einzelnen Vermittler, dass ein einfaches Endgerät (Thin Client), ein Internetanschluss und Webbrowser genügen, um seine Arbeit zu organisieren. Der Aufwand für Ressourcen wie Software, Hardware und Personal, das die IT warten muss, wird reduziert. Der An- oder Abbau von zusätzlichen Arbeitsplätzen und technischen Kapazitäten ist mit geringem Einsatz verbunden.“

Jedem technisch affinen Makler sei daher empfohlen, sich mit den neuen Entwicklungen um die TGIC zu befassen und diese dann bei seinen eigenen strategische Planungen zu berücksichtigen. Spannend ist dabei auch, welcher der von Maklern als Dienstleister genutzten Makler-Pools sich diesem Thema bereits zugewandt hat. Bei den anstehenden Maklermessen wie der Pools & Finance im Mai 2014 in Frankfurt sollten Makler mit den entsprechenden Fragen auf ihre Poolpartner zugehen.

Zum Einstieg in des Thema Vermittlerbüro und Cloud empfehle ich abschließend noch die Broschüre „Informationen zur Weiterbildungsdatenbank“. Dort heißt es: „Jeder Vermittler, der in der Weiterbildungs-datenbank angemeldet werden will, muss zunächst authentifiziert werden. Das ist ein notwendiger und heute im öffentlichen Bereich gängiger Prozess um sicherzustellen, dass nur berechtigte Personen, die auch wirklich existieren und behördlich gemeldet sind, in der Weiterbildungsdatenbank angelegt werden.“

So kommen (fast) alle Vermittler in die Cloud und werden auch ein „trusted Partner“. Die „Wolke“, die Cloud, ist also nicht ganz weit oben am Himmel sondern schon ganz irdisch. Stellen Sie sich darauf ein.

Welche Erwartungen haben Sie denn an die neue Versicherungs-Cloud? Nutzen Sie vielleicht schon eine eigene Cloud-Lösung?


Dr. Peter Schmidt Peter_Schmidt_Portrait Experte Personenversicherungen und Unternehmensberater im Bereich Versicherungen, Vertriebe und Makler mit langjähriger Erfahrung als Führungskraft und Vorstand bei deutschen Versicherern und twittert als „assekuranzdoc“. Besuchen Sie auch seine Webseite und werden Sie Fan von Dr. Schmidt auf Facebook.

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