Kommentar von Markus Rieksmeier
Was nun kommt, das hätten Fachleute von der Debeka als letzte Gesellschaft erwartet – nicht als erste! Am Sonntag meldete der Versicherungsbote, die Debeka wolle die Beiträge zu bestehenden Lebensversicherungen erhöhen, indem sie jahrzehntelang eingeräumte Sofortabatte auf den Tarifbeitrag streicht; die so genannte Sofortverrechnung. Das ist ebenso unerwartet wie legal – und materiell für die Versicherungsnehmer nichts Schlimmes.
Beitrags-Erhöhungen kennen die Kunden aus vielen Versicherungssparten. Im vorliegenden Fall geht es für die meisten Kunden nur um einige wenige Euro. Aber im Unterschied zu anderen, bekannteren Sofortrabatten in der Risiko- oder Berufsunfähigkeits-Versicherung geht es im aktuellen Fall der Debeka Leben nicht um Risikogewinne.
Debeka gibt ein Warnsignal
Bei der Streichung der Sofortverrechnung geht es um einst sicher erwartete Kapitalerträge. Und diese einst feste Gewinnerwartung an den Kapitalmarkt gibt die Debeka nun auf. Sofortrabatte – hier Vorschüsse auf Kapitalerträge – wurden von der Branche und ihren Vertretern stets als sicher behandelt und verkauft. Mit Recht: Die Versicherer erzielten diese Überschüsse bisher über Jahrzehnte.
„Sofortrabatte“ sind immer nur als kleine Bruchteile der gesamten Überschüsse zu verstehen (gewesen?). Das heißt (oder hieß?): Es gab bisher immer noch andere Reserven, auf die der Versicherer zuerst zugreifen konnte – vor allem weniger öffentlichkeitswirksam als jetzt. In der anhaltenden Kapitalmarkt-Flaute scheinen sämtliche Zins-Reserven abgeschmolzen. Das ist das wirtschaftliche Signal, das die Debeka mit ihrer Streichung setzt!
Auch Fachleute hätten bis vor wenigen Jahren behauptet, nur schlechte Versicherer würden nur in größter Not und als letztes auf die Sofortrabatte zugreifen. Nun hat mit der Debeka einer der solidesten und rentabelsten Versicherer den ersten Schritt gemacht, mit dem sie deutlich macht, wie dünn die Kapitaldecke geworden ist. Und wie knapp man mit 3,6 Prozent-Zinserträgen im Branchenschnitt haushalten muss.
Es stimmt: Die Politik des billigen Geldes, mit dem die Finanzkrise (eigentlich eine Bankenkrise!) beherrscht werden soll, kostet die Bürger ihre Altersvorsorge.