Die Warnung der BaFin vor den Risiken durch Quantencomputer sorgt in der Finanz- und Versicherungswelt für Aufsehen. Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky, Chairman des Zukunftsinstituts 2b AHEAD, hält die Sorge für „absolut berechtigt“. Gegenüber procontra erklärt er, dass die Technologie kurz davor stehe, klassische Verschlüsselungsverfahren obsolet zu machen. Bereits bis 2028 rechnet Jánszky mit ersten leistungsfähigen Systemen, nach 2030 sogar mit Geräten, die über eine Million verschränkter Qubits verfügen könnten – Rechenmaschinen, die heutige IT-Sicherheitsstandards mühelos aushebeln. „Das ist ein Albtraum für jede Organisation, die mit sensiblen Daten arbeitet – also gerade für Versicherer“, warnt er. Noch dramatischer: Cyberkriminelle sammeln schon heute Daten, um sie künftig mit Quantencomputern zu entschlüsseln – ein Wettlauf gegen die Zeit.
Quantenstrategie als Überlebensfrage – Die Ampel steht auf Gelb
Trotz der drohenden Gefahr, so Jánszky, reagierten viele Versicherer zu träge. „Ich kenne bislang keine Versicherung, die eine echte Quantenstrategie hat“, kritisiert der Zukunftsforscher. Statt Innovation dominiere die Pflege veralteter Bestandssysteme – eine Haltung, die „verständlich, aber kurzsichtig“ sei. Drei Jahre Vorbereitungszeit, so schätzt Jánszky, bleiben Unternehmen realistisch, um ihre Systeme quantensicher zu machen. Die Mahnung ist deutlich: „Die Ampel steht auf Gelb – bevor sie auf Rot springt, sollte man losfahren.“ Gleichzeitig sieht er Chancen: Quantencomputer könnten helfen, Klimarisiken, Schadenshäufigkeiten oder Wetterentwicklungen in bisher unerreichter Präzision zu simulieren. Versicherer könnten sich vom Schadenregulierer zum Schadenverhinderer wandeln – Prävention statt Kompensation.
Wenn KI Zukunftsdaten lernt – Die neue Allianz aus Algorithmus und Quantenphysik
Doch Jánszky blickt über den Horizont der IT-Sicherheit hinaus: Die wahre Revolution entstehe, wenn Künstliche Intelligenz und Quantencomputing zusammenfinden. „Heute arbeitet KI mit Vergangenheitsdaten – morgen wird sie mit Zukunftsdaten gefüttert“, sagt er. Die Folge wäre eine KI, die nicht nur Muster erkennt, sondern Entwicklungen voraussieht. Autonome, KI-gesteuerte Versicherer seien langfristig denkbar – ein Szenario zwischen Vision und Warnung. Sein Fazit fällt nüchtern aus: „Quantencomputing wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu einer der zentralen Technologien der Versicherungsbranche. Wer sich jetzt vorbereitet, wird profitieren. Wer wartet, riskiert seine Datensicherheit und sein Geschäftsmodell.“ Die BaFin-Warnung kommt, so Jánszky, „genau richtig – vielleicht sogar etwas spät.“
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