Die Nürnberger Versicherung wird künftig unter dem Dach der Vienna Insurance Group (VIG) agieren. Nach Monaten der Spekulation bestätigte Vorstandschef Harald Rosenberger auf der DKM 2025 in Dortmund, dass die Gespräche mit der Wiener Gruppe abgeschlossen sind. Der Schritt, so Rosenberger, sei keine Reaktion auf das verlustreiche Schadenjahr 2024, sondern Teil einer langfristigen Strategie: Bereits seit 2023 habe man nach einem finanzstarken Partner gesucht. Die VIG bringe nicht nur Kapital, sondern auch Modernisierungserfahrung mit – insbesondere im Bereich der IT-Systeme, wo die Nürnberger laut Rosenberger erhebliches Verbesserungspotenzial sehe. VIG wolle hier „signifikant investieren“ und bewährte Strukturen aus den osteuropäischen Konzerntöchtern einbringen.
Im Rahmen des Zusammenschlusses stellte Vertriebsvorstand Andreas Politycki klar, dass Makler und Ausschließlichkeitsorganisation (AO) künftig keine VIG-Produkte vertreiben werden. „Sollten wir Konzernlösungen übernehmen, werden sie als Nürnberger-Produkte vertrieben“, sagte Politycki gegenüber procontra. Auf die Frage, ob Makler wegen des Zusammenschlusses geringere Courtagen befürchten müssen, reagierte Rosenberger deutlich: „Nein. Wir bleiben auch als Teil der VIG eigenständig und treffen Entscheidungen zu Pricing und Provisionen in eigener Verantwortung.“ Zwar spiele Effizienz künftig eine größere Rolle, die unternehmerische Kontrolle bleibe jedoch in Nürnberg.
Transformation mit Augenmaß – AO-Strategie vorerst auf Eis
Im Außendienst setzt die Nürnberger weiterhin auf Kooperation statt Konfrontation: So vermittelt die AO seit Kurzem die Risikolebensversicherung der Hannoverschen, nachdem eigene Tarife eingestellt wurden. Weitere „Ventillösungen“ mit Konzernpartnern wie Interrisk seien möglich, aber nicht zwingend, betonte Rosenberger. Das geplante Expansionsprogramm „GAx2“, das eine Verdoppelung der Generalagenten bis 2030 vorsieht, ist vorerst gestoppt – Priorität habe die erfolgreiche Integration in die VIG-Struktur. Eine Beschäftigungsgarantie für Mitarbeitende liege vor; ein Stellenabbau sei laut Nürnberger ausgeschlossen. Auf mögliche Veränderungen in der Maklerbetreuung angesprochen, erklärte ein Unternehmenssprecher: „Dieser Bereich bleibt zentral – rund 80 Prozent unseres Personenversicherungsgeschäfts laufen über diesen Vertriebskanal.“ Die Nürnberger will also wachsen – nur künftig mit Wiener Kapital und fränkischer Handschrift.
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