Die Deutschen bleiben ihrem Ruf als Sparweltmeister treu – doch das Polster schrumpft: Im ersten Halbjahr 2025 legten private Haushalte im Schnitt nur noch 10,3 Prozent ihres verfügbaren Einkommens zur Seite, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Das entspricht etwa 270 Euro pro Kopf und Monat. Im gleichen Zeitraum 2024 lag die Quote noch bei 11,1 Prozent. Die Statistiker ordnen ein: Langfristig bewege sich das aktuelle Niveau zwar im Durchschnitt der vergangenen 25 Jahre, doch der Trend gehe klar nach unten. Grund dafür seien vor allem die gestiegenen Lebenshaltungskosten – viele Befragte gaben an, dass sie kaum noch etwas zurücklegen können, weil Lebensmittel, Energie und Mieten weiter teurer geworden sind.
Sparverhalten im Wandel – Pandemiezeit als Ausnahme
Eine bemerkenswerte Zäsur bleibt die Corona-Pandemie: Zwischen 2020 und 2021 schnellte die Sparquote auf historische Höchststände. 2020 erreichte sie 16,0 Prozent, ein Jahr später 14,2 Prozent – laut Bundesamt eine Folge ausgefallener Urlaubsreisen und geschlossener Freizeitangebote. Danach fiel sie wieder, lag 2024 bei 11,2 Prozent. Der aktuelle Rückgang spiegle also eine Normalisierung wider – allerdings auf niedrigerem Niveau. „Die Menschen sparen nicht weniger, weil sie es nicht wollen, sondern weil sie es sich schlicht weniger leisten können“, ordnet eine Analyse der DZ Bank ein.
Deutschland im europäischen Vergleich weiter vorn
Trotz des Rückgangs bleibt Deutschland im EU-Vergleich vorne: Laut Eurostat lag die Bruttosparquote 2024 bei 20 Prozent – deutlich über dem europäischen Schnitt von 14,6 Prozent. Frankreich (17,9 Prozent), Österreich (17,3 Prozent) und die Niederlande (16,8 Prozent) folgen mit Abstand. Nur die Schweiz übertrifft die Deutschen deutlich – sie kommt auf stolze 26,1 Prozent. Eine Antithese zeigt sich beim Blick auf die Anlageformen: Während US-Haushalte ihr Geld stärker in Aktien investieren und damit Renditen erzielen, parken viele Deutsche ihre Ersparnisse weiterhin auf niedrig verzinsten Tagesgeldkonten – und verlieren so im Schatten der Inflation schleichend an Kaufkraft.
