Gothaer unter Druck – Sanierung im Wohngebäudebestand sorgt für Unruhe unter Maklern

Die Gothaer hat mit der umfassenden Sanierung ihres Wohngebäudebestands begonnen – und sorgt damit für Unruhe im Markt. Hintergrund sind steigende Schadenkosten durch Inflation und zunehmende Naturereignisse, die die Leistungsquote deutlich über die Beitragseinnahmen treiben. Ab Dezember 2025 will der Kölner Versicherer „schadenbelastete“ Verträge und Risiken mit „hoher regionaler Risikobündelung“ prüfen und gegebenenfalls aus dem Bestand nehmen. Brisant: Nach Informationen von procontra erhalten Makler und Generalagenten offenbar nicht die gleichen Optionen. Während Makler aufgefordert werden, ihre Kund:innen frühzeitig am Markt neu einzudecken, sollen Generalagenten Fortführungsangebote mit höheren Selbstbehalten oder angepassten Beiträgen erhalten. Entsprechende Schreiben liegen der Redaktion vor.

Gothaer weist Vorwürfe zurück – Risiko statt Vertriebsweg entscheidend

Auf Nachfrage von procontra erklärte eine Unternehmenssprecherin, es gebe „grundsätzlich keine Unterschiede zwischen den Vertriebswegen“. Entscheidend für die Sanierungsentscheidung sei „ausschließlich das individuelle Risiko“. Damit widerspricht die Gothaer dem Vorwurf, Generalagenten bevorzugt zu behandeln. Doch in der Branche sorgt der Vorgang dennoch für Stirnrunzeln – nicht zuletzt, weil er in eine Phase fällt, in der auch andere Versicherer ihre Vertriebsstrategien neu ordnen. So hatte die Continentale nur wenige Tage zuvor angekündigt, ihr Neugeschäft in der Wohngebäudeversicherung zum 1. Oktober 2025 über Makler und Mehrfachagenten einzustellen. Neue Policen können seitdem ausschließlich über den eigenen Außendienst abgeschlossen werden.

Trend zur Abschottung? Marktbeobachter warnt vor Kahlschlag

Haftpflichtunderwriter und Marktbeobachter Stephan von Heymann erkennt in dieser Entwicklung ein klares Muster. Auf seinem Blog spricht er von einem „beginnenden Kahlschlag im Maklervertrieb“. Versicherer, so seine Analyse, schützten zunehmend ihre Ausschließlichkeitsorganisationen – auf Kosten der unabhängigen Vermittler. Was offiziell als „Bestandssanierung“ oder „Fokussierung“ verkauft werde, bedeute in der Praxis: mehr Arbeit, weniger Geschäft und unzufriedene Kund:innen. Zwischen Effizienzstreben und Vertriebsgerechtigkeit entsteht so ein Spannungsfeld, das den Markt noch länger beschäftigen dürfte.

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