66 Prozent der Bundesbürger fürchten steigende Preise, 59 Prozent machen sich Sorgen um ihre Lebenshaltungskosten, fast die Hälfte sieht den eigenen Lebensstandard in Gefahr. Das zeigt die aktuelle Studie „Angst und Finanzen – Risiken und Chancen für Versicherer in verunsicherten Zeiten“ des Marktforschungsinstituts Heute und morgen. Besonders auffällig: Frauen äußern ihre finanziellen Sorgen deutlich häufiger als Männer. Die gefühlte Unsicherheit geht quer durch alle Einkommensschichten – vom Haushalt mit 2.000 Euro Nettoeinkommen bis weit über die 4.000-Euro-Marke hinaus. Sparen wird für viele zur Überlebensstrategie – ein Versuch, in unsicheren Zeiten wenigstens ein Stück Kontrolle zurückzugewinnen.
Versicherungen im Spardruck – Vertrauen auf dem Prüfstand
Wenn es ums Kürzen geht, trifft es zuerst Freizeit, Mitgliedschaften und Spenden – doch auch Versicherungen bleiben nicht verschont. Laut der Studie sehen 19 Prozent der Befragten hier ein hohes Einsparpotenzial, 16 Prozent planen bereits konkrete Maßnahmen: Kündigungen, Anbieterwechsel oder höhere Selbstbeteiligungen. Besonders betroffen sind Kfz-, Reise- und Rechtsschutzversicherungen. „Versicherungen werden verstärkt auf den Prüfstand oder sogar gänzlich in Frage gestellt“, erklärt Michaela Brocke, Geschäftsführerin bei Heute und morgen. Gleichzeitig steigen die Erwartungen – nach mehr Flexibilität, Transparenz und unmittelbarem Nutzen. Eine paradoxe Entwicklung: Während Versicherungen an Bedeutung verlieren, sollen sie zugleich stärker liefern.
Vom Leistungsregulierer zum Stabilitätsanker
Trotz aller Herausforderungen sehen Expert:innen Chancen. Wer es schafft, sich vom reinen Schadensregulierer zum empathischen Begleiter zu wandeln, kann Vertrauen aufbauen – gerade jetzt. Gefragt sind modulare Produkte, individuelle Beratung und ehrliche Kommunikation. „Ängste und Verunsicherungen erweisen sich als zentraler Taktgeber des aktuellen Finanz- und Vorsorgeverhaltens“, betont Mareen Wolf, Studienleiterin bei Heute und morgen. Versicherer, die diese Dynamik verstehen, können zu dem werden, was viele Menschen in Krisenzeiten am meisten brauchen: ein verlässlicher Stabilitätsanker in einem schwankenden System.
