Gefälschte Stimmen aus der Chefetage, manipulierte Sicherheitsabfragen und heimtückische Browser-Erweiterungen: Laut aktuellem Lagebericht des französischen Cyberversicherers Stoïk spitzt sich die Bedrohungslage für kleine und mittlere Unternehmen in Europa dramatisch zu. Besonders alarmierend: Das hauseigene Computer Emergency Response Team (Cert) registrierte allein in den vergangenen Monaten einen markanten Anstieg dreier besonders raffinierter Angriffsmethoden, die auch in Deutschland bereits zu erheblichen Schäden führten. Die zentrale Erkenntnis: Cyberkriminelle agieren heute mit der Präzision von Profis – und setzen dabei verstärkt auf Künstliche Intelligenz, Social Engineering und technische Täuschungsmanöver.
Die erste Welle kommt als Stimme der Autorität: Audio-Deepfakes, die über WhatsApp versendet werden, imitieren täuschend echt Führungskräfte und fordern Mitarbeiter zu Überweisungen auf. Ein dokumentierter Fall führte bereits in Deutschland zu erheblichen Verlusten. Parallel dazu häufen sich laut Stoïk sogenannte Fake-Captcha-Attacken: Was als harmlose Sicherheitsprüfung erscheint, wird zur Einfallstür für Schadcode. Nutzer geben unwissentlich Befehle frei, die Angreifern Fernzugriff auf Systeme ermöglichen – eine Methode, deren Verbreitung sich laut Stoïk seit Ende 2024 verdoppelt hat. Dritter Angriffsstrang: bösartige Chrome-Erweiterungen, die sich als Produktivitätstools tarnen und im Hintergrund sensible Unternehmensdaten absaugen. Laut Sicherheitsforschern wurden 2025 weltweit über 100 manipulierte Add-ons identifiziert, mit einem Impact von mehr als 2,6 Millionen betroffenen Nutzern – Stoïk konnte mehrere dieser Tools bereits in Kundensystemen vor Google enttarnen.
Globale Dimension, lokale Gefahr – und konkrete Handlungsempfehlungen
Die Warnungen sind kein Einzelfallalarm: Internationale Sicherheitsfirmen bestätigen Stoïks Beobachtungen – etwa bei der Explosion von Fake-Captcha-Sites, deren Zahl zwischen Oktober und Dezember 2024 rasant anstieg. Besonders brisant: Laut einem US-Sicherheitsanbieter wurden allein zwischen Dezember und März über 50 bestätigte Vorfälle dieser Art dokumentiert. Gleichzeitig zeigt der Trend bei Voice-Phishing eindeutig nach oben – befeuert durch generative KI, die Angriffe personalisiert und perfektioniert. Stoïk empfiehlt Unternehmen daher konkrete Maßnahmen: Schulungen zu neuen Social-Engineering-Techniken, kritische Prüfung aller Browser-Add-ons vor Installation, die Verifikation ungewöhnlicher Zahlungsanweisungen über alternative Kommunikationskanäle sowie regelmäßige Sicherheitsaudits der IT-Systeme. Denn eines ist klar: Zwischen digitaler Illusion und realem Schaden liegt oft nur ein Klick.