Sieben Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) – darunter Deutschland, Frankreich und Spanien – haben sich dieser Tage darauf verständigt, ein freiwilliges Label für Spar- und Altersvorsorgeprodukte einführen zu wollen. Das geplante EU-Label namens „Finance Europe“ ist Teil der „Savings and Investments Union“ (SIU) – einer Weiterentwicklung der Kapitalmarktunion, und soll vor allem Finanzprodukte kennzeichnen, die einen signifikanten Beitrag zur Finanzierung europäischer Vorhaben leisten.
Die deutsche Versicherungswirtschaft unterstützt das Vorhaben. „Wird das Projekt richtig angegangen, stärkt es nicht nur Investitionen in Europa, sondern auch die Motivation, fürs Alter vorzusorgen“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Versicherungswirtschaft leiste bereits einen maßgeblichen Beitrag zur Finanzierung der europäischen Wirtschaft. „Allein die deutschen, französischen, italienischen und spanischen Versicherer verwalten heute schon Kapitalanlagen in Höhe von rund 8 Billionen Euro“, so Asmussen. Damit das Label alle Sparerinnen und Sparer erreicht, sollte es nach Ansicht des GDV auch Produkte mit Garantien einschließen.
BVI und aba warnen vor den Risiken
Beim deutschen Fondsverband BVI teilt man die Euphorie des GDV nicht. Das Ziel, mehr Menschen an die Kapitalmärkte zu bringen und die europäische Wirtschaft zu finanzieren, sei zwar gut, heißt es dort. „Allerdings kann sich das Label nicht an unerfahrene Sparer richten, weil es unter anderem Anlagen mit geringer Liquidität ermöglicht“, meint BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter. „Auch für die Altersvorsorge eignet sich das Siegel nicht, denn das engere Anlageuniversum führt langfristig zu geringeren Renditechancen. Zudem ist fraglich, ob die EU-Länder es schaffen, die notwendigen steuerlichen Anreize zu gewähren.“
Auch die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (aba) steht den EU-Plänen skeptisch gegenüber. Altersversorgungseinrichtungen spielten zwar als potenzielle Kapitalgeber eine wichtige Rolle bei der Initiaitve, doch dürfe ihre soziale Funktion nicht für die Erreichung politischer Vorhaben kompromittiert werden, teilt die aba auf ihrer Webseite mit. Und weiter: „Sollen Altersversorgungseinrichtungen das von ihnen verwaltete Kapital (noch) stärker in der EU anlegen, ist es erforderlich, dass das Rendite-Risikoprofil für diese Investitionen attraktiver sein muss als die Kapitalanlage in Drittstaaten. Eine entsprechende einschlägige Gewichtung darf dem Interesse der Versorgungsberechtigten und -empfänger an einer sicheren und angemessenen zusätzlichen Altersversorgung nicht im Weg stehen.“
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