ETF-Risiko, Konsolidierung, Frühstartrente – R+V-Chef Rollinger fordert strategische Neuausrichtung

Kapitalmarkt-Risiken: R+V warnt vor blinder ETF-Euphorie
Wiesbaden, Juni 2025 – Norbert Rollinger, Vorstandsvorsitzender der R+V Versicherung, hat angesichts globaler Unsicherheiten vor einer vollständigen Kapitalmarktorientierung in der Altersvorsorge gewarnt. Besonders ETF-Sparpläne sieht er kritisch: „Die Risiken an den Märkten sind so groß wie lange nicht“, so Rollinger mit Blick auf Haushaltsdebatten in den USA und geopolitische Spannungen. In der staatlich geförderten Altersvorsorge brauche es daher nicht nur eine lebenslange Verrentung, sondern auch einen Beitragsgarantieschutz. Die Frühstartrente – staatlich gefördertes Ansparmodell für Kinder – sei ein sinnvoller Impuls, aber nur, wenn sie tatsächlich zu einem Rentenanspruch führe. Für die Zukunft der R+V kündigt Rollinger einen grundlegenden Umbau an: stärkere Kundenzentrierung, Einsatz von KI, modernisierte IT und eine engere Verzahnung mit den Volks- und Raiffeisenbanken sollen verlorene Marktanteile zurückholen.

Bankenstruktur wankt: R+V kämpft um Zugang zum Kunden
Die klassische Weiterleitung vom Bankkunden zum Versicherungsberater? Funktioniert kaum noch, räumt Rollinger ein. 499 von 500 Bankkontakten fänden inzwischen digital statt. Der Beratungsbedarf bleibe zwar hoch, vor allem in Sachen Altersvorsorge – insbesondere bei jungen Menschen. Doch die Ansprache müsse direkter, der Einsatz digitaler Daten effizienter werden. Die genossenschaftliche Finanzgruppe solle dazu als Plattform dienen. Auch intern will die R+V agiler werden: Abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und ein flexibleres Organisationsmodell sollen auf das volatile Marktumfeld reagieren.

Fusionen statt Verwalten: Konsolidierung als Zukunftsmodell
Rollinger sieht die Versicherungsbranche unter Druck: „Nicht alle werden die Herausforderungen durch Klimawandel, Digitalisierung und Fachkräftemangel allein bewältigen.“ Fusionen oder die Auslagerung von Lebensversicherungsbeständen an Bestandsabwickler wie Viridium hält er deshalb für realistische Szenarien – auch für die R+V. Die hauseigene Kapitalanlage setze weiter auf globale Streuung, betont Rollinger. Dennoch sei der Vorteil klassischer Lebensversicherungen gegenüber ETFs offensichtlich: Während ETFs nur Indizes abbilden, könnten Versicherungsgesellschaften aktiv auf Marktveränderungen reagieren. In der Kfz-Versicherung rechnet Rollinger mit einer Rückkehr in die Gewinnzone – sofern der Sommer keine schweren Unwetterschäden bringt.

Quelle

In Kooperation mit der
INTER Versicherungsgruppe