Die steigende Lebenserwartung der Menschen verändert die Grundlagen der Altersvorsorge – und stellt Versicherungs- und Finanzberater vor neue Herausforderungen. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes liegt die durchschnittliche Lebenserwartung Neugeborener aktuell bei über 83 Jahren – Tendenz steigend. Doch damit nicht genug: Die Longevity-Forschung geht noch weiter. Vordenker wie Andrew Scott, Professor an der London Business School, rechnen langfristig mit einem möglichen Durchschnittsalter von über 100 Jahren. Und mit dieser Aussicht stellt sich die Frage: Reichen heutige Vorsorgemodelle noch aus, wenn das Leben künftig deutlich länger dauert?
Vorsorgeplanung trifft auf biotechnologischen Fortschritt
Die Diskussion um Langlebigkeit ist längst keine Zukunftsvision mehr, sondern Realität. Unternehmen wie Genflow Biosciences oder YouthBio Therapeutics forschen an molekularen Therapien, die das biologische Altern verlangsamen sollen – mit Investitionen in Millionenhöhe. Für Versicherer und Berater bedeutet das: Klassische Modelle wie die Riester-Rente oder Kapitallebensversicherungen müssen auf den Prüfstand. Wer heute mit einem Rentenbeginn von 67 Jahren rechnet, könnte im Extremfall auf eine Ruhestandsphase von 40 Jahren zusteuern. Ein Rentenfonds, der nur auf 20 Jahre kalkuliert, würde damit schlichtweg zu kurz greifen – die Vorsorgelücke klafft potenziell doppelt so weit.
Beratungsansätze neu denken: Lebensphasen statt Lebensalter
Ein Umdenken ist gefragt – nicht nur in der Produktgestaltung, sondern auch in der Kundenansprache. Die Longevity-Forschung schlägt vor, das Leben nicht mehr in drei klassische Phasen (Ausbildung – Arbeit – Ruhestand) zu unterteilen, sondern in mehrere Lern-, Arbeits- und Erholungsabschnitte. Diese Denkweise hat direkte Auswirkungen auf die Finanzplanung: Flexiblere Versicherungsmodelle, längere Anlagehorizonte und adaptive Rentenstrategien gewinnen an Bedeutung. Für Vermittler bedeutet das: Weg von der Standardlösung, hin zur dynamischen Vorsorgeberatung – mit Blick auf ein Jahrhundertleben.
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