Rüstung als Nachhaltigkeit? Vermittler sagen deutlich Nein
Die Debatte um „nachhaltige Waffen“ nimmt Fahrt auf – und die Vermittlerschaft bezieht klar Stellung. Laut aktuellem Vermittlerbarometer des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung sprechen sich 41,7 Prozent der befragten Vermittlerinnen und Vermittler dezidiert gegen die Einstufung konventioneller Rüstungsgüter als nachhaltige Geldanlage aus. Nur 18,6 Prozent wären dafür. Hintergrund der Diskussion: Angesichts geopolitischer Spannungen setzen erste Fondsanbieter auf „Rüstungsaktien“ in ESG-Produkten – mit der Begründung, dass Verteidigungsfähigkeit der Sicherung von Frieden diene. Doch was für einige nach verantwortungsvollem Investment klingt, bedeutet für andere einen gefährlichen Etikettenschwindel.
Glaubwürdigkeit in Gefahr – ESG gerät unter Beschuss
Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des AfW, warnt eindringlich: „Eine Aufnahme von Rüstungsgütern in nachhaltige Produktkategorien würde die gesellschaftliche Akzeptanz der ESG-Regulierung weiter schwächen – wie schon bei Gas und Atomkraft.“ Der Vergleich ist kein Zufall, sondern bewusst gesetzt: Die Taxonomie-Debatte rund um fossile und nukleare Energien hat bereits tiefe Gräben zwischen Anspruch und Wirklichkeit offengelegt. Vermittlerinnen und Vermittler, die täglich ihre Kunden beraten, bräuchten verlässliche, glaubwürdige Maßstäbe – keine verschobenen Definitionen auf politischem Druck.
Digitalisierung der ESG-Abfrage: Zwischen Fortschritt und Frust
Während das Thema Rüstung polarisiert, zeigt die AfW-Umfrage auch: Bei der praktischen Umsetzung der ESG-Abfragepflicht tut sich was. 46,3 Prozent der Vermittler nutzen inzwischen IT-Tools – ein Anstieg um 4 Prozentpunkte. Der Einsatz von Papierdokumenten dagegen sinkt. Doch nicht alles läuft rund: Ein Drittel der digitalen Nutzer erhält keine passende Produktauswahl zu den ESG-Präferenzen. Die Kritik ist deutlich: „Wenn Softwarelösungen versagen, leidet die Qualität der Beratung“, so Wirth. Interessant dabei: 70,4 Prozent beziehen ihre Tools über Maklerpools – Produktgeber wie Versicherer verlieren mit 16,8 Prozent weiter an Relevanz. Ein klares Signal: Unabhängigkeit zählt – gerade in Zeiten wachsender Regulierung und gesellschaftlicher Erwartungen.