Altersvorsorge im Wandel – Neue Modelle für bAV und Riester-Nachfolge

Reformdruck steigt: Altersvorsorge braucht ein verbindliches Standardprodukt

Die Zukunft der Altersvorsorge in Deutschland steht vor einem Wendepunkt. Sozialökonom Martin Werding, Mitglied im Sachverständigenrat, sprach sich auf der aba-Jahrestagung laut „t-online“ für eine tiefgreifende Reform aus – mit einem klaren Ziel: die betriebliche und private Vorsorge besser zu verzahnen und damit die gesetzliche Rentenkasse langfristig zu entlasten. Herzstück seiner Idee ist ein kapitalgedecktes Standardprodukt, das verpflichtend über den Arbeitgeber angeboten wird – auch für kleinere Betriebe. Wer bereits privat vorsorgt, soll über ein Opt-Out ausgenommen sein. Hintergrund: Gerade in KMU ist die bAV bislang kaum verbreitet. Laut Bundesarbeitsministerium bietet nur jeder vierte Kleinstbetrieb (bis zu vier Mitarbeitende) überhaupt eine bAV an – genutzt wird sie sogar nur von etwa jedem fünften Beschäftigten.

Verzettelung statt Versorgung: KMU fehlt der Überblick

Das Problem sei strukturell, so Werding: Die Vielfalt der Durchführungswege, kombiniert mit komplexen Produktlandschaften, schreckt kleinere Arbeitgeber ab. Während tarifgebundene Großbetriebe die zweite Säule weitgehend abdecken, fehlt es im Mittelstand oft an verständlichen und zugänglichen Lösungen. Eine gesetzlich geregelte Integration in ein Standardprodukt könnte hier nicht nur Ordnung schaffen, sondern auch einen echten Anreiz zur Fachkräftebindung bieten. Werding warnt gleichzeitig vor politischen Spielereien rund um das Thema Kapitaldeckung in der gesetzlichen Rente. Modelle wie das Generationenkapital seien anfällig für Zweckentfremdung und sollten durch stabile, ergänzende Vorsorgeschienen ersetzt werden.

Frühstart-Rente und BDV-Modell: Breite Förderung statt Flickwerk

Flankierend zur Werding-Idee verfolgt die Union ein eigenes Konzept: die „Frühstart-Rente“. Ab 2026 soll jedes Kind vom 6. bis zum 18. Lebensjahr staatliche Einzahlungen in ein Altersvorsorgedepot erhalten. Spätere Eigenbeiträge bleiben steuerfrei, das Kapital wird bis zur Rente unangetastet in ETFs oder Fonds investiert. Noch weiter geht Helge Lach, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV), der Riester-Reform und Frühstart-Rente zu einem Fördermodell verknüpfen will. Sein Vorschlag: pauschale Zulagen ab 15 Euro Eigenbeitrag, steuerfreie Ansparphase, optionale Aufstockungen beim Jobeinstieg und feste Kinderzulagen. Auch Späteinsteiger jenseits der 50 sollen profitieren. Fazit: Die Debatte nimmt Fahrt auf – aber ob daraus ein tragfähiges System wird, hängt nicht nur von Konzepten, sondern auch vom politischen Willen ab.

Quelle

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