Finfluencer: Die Algorithmen belohnen Extreme – nicht Inhalte

Immer dann, wenn ein Finfluencer in einen Skandal verwickelt ist, flammt sie wieder auf: die Debatte um Regulierung. Schnell werden Stimmen laut, die nach neuen Regeln, Qualifikationsnachweisen und einer „Finanzpolizei für soziale Medien“ rufen. Doch worum geht es wirklich?

Laut Celine Nadolny, Gründerin von Book of Finance, geht es nicht um Verbraucherschutz, sondern um Macht, Einfluss – und das verlorene Informationsmonopol. Denn die lautesten Kritiker seien oft jene, die durch die neue Öffentlichkeit an Relevanz verlieren: klassische Finanzberater, Versicherungsvermittler und Wirtschaftsjournalisten.

Zertifikate sind kein Garant für Qualität

Der Ruf nach IHK-Zertifikaten oder Studienabschlüssen für Finfluencer greift zu kurz, so Nadolny. Denn: „Kompetenz ist nicht das Resultat eines Abschlusses.“ Viele vermeintlich qualifizierte Fachbücher seien oberflächlich, ungenau oder gar gefährlich irreführend. Und auch in der klassischen Beratungspraxis stünden Vertrieb und Verkaufsdruck allzu oft über echter Kundenorientierung.


Finanzwissen schlägt Regulierung

Der eigentliche Hebel liege nicht in mehr Kontrolle, sondern in mehr Bildung: Wer weiß, was ein ETF ist, wie Risiken bewertet werden oder wie man eine Kapitalanlage einordnet, könne guten von schlechtem Content unterscheiden – unabhängig vom Kanal.

„Ohne Grundkenntnisse bleibt hinter Hochglanz-Content oft Dunkelheit.“ Die Lösung sei also nicht eine neue Aufsichtsbehörde für Instagram und TikTok, sondern ein echter gesellschaftlicher Fokus auf finanzielle Bildung – in Schule, Erwachsenenbildung und Beratungspraxis.

Die Algorithmen belohnen Extreme – nicht Inhalte

Finfluencer, die mit emotionaler Storytelling-Rhetorik arbeiten, wachsen – weil das System auf Aufmerksamkeitbasiert, nicht auf Fachlichkeit. Dabei, so Nadolny, unterscheiden sich die Methoden wenig von klassischen Vertriebsschulungen: Fear of Missing Out, Erfolgsversprechen und Zuspitzung sind in beiden Welten bewährte Mittel. Die Kritik sei daher oft scheinheilig – „die Blase schützt sich selbst“, lautet ihr Urteil über klassische Medien.

Quelle

In Kooperation mit der
INTER Versicherungsgruppe