Eine Einzimmerwohnung in Sendling, ausgestattet mit lila Sofa, Regalwand und Smart-TV, kostet aktuell knapp 30 Euro kalt pro Quadratmeter – ein Preisniveau, das weit über dem Münchner Durchschnitt liegt. Möglich macht’s ein Schlupfloch: Die Wohnung ist möbliert, wodurch die Mietpreisbremse umgangen werden kann.
Laut dem neuen Koalitionsvertrag von Union und SPD soll damit bald Schluss sein – möblierte Mietverhältnisse sollen künftig stärker kontrolliert werden. Das Ziel: Transparenz schaffen und Preisexplosionen eindämmen. Besonders in Großstädten wie Berlin, Frankfurt oder München dürfte das Folgen haben, denn dort ist der Anteil möblierter Angebote seit 2019 deutlich gestiegen. In Frankfurt lag er Ende 2023 laut Immobilienscout24 bei 41 Prozent – ein Spitzenwert mit politischer Sprengkraft.
Zwischen Bedarf und Ausbeutung: Die Grauzone der befristeten Möblierung
Das Geschäftsmodell möblierte Wohnung funktioniert bislang nach einfachen Regeln: Wer das Mobiliar stellt, darf dafür einen Aufpreis verlangen – ohne diesen konkret ausweisen zu müssen. WLAN, Kaffeemaschine oder IKEA-Bett: Alles wird pauschal eingepreist. Laut Empirica lag der Quadratmeterpreis für möbliertes Wohnen im ersten Halbjahr 2024 bei 29,50 Euro – rund 60 Prozent über dem Durchschnitt für Neubauten in den Top-8-Städten. Eine rechtliche Grauzone, wie Immoscout-Geschäftsführerin Gesa Crockford bestätigt. Der Deutsche Mieterbund fordert daher seit Langem: Möblierungszuschläge sollen verpflichtend ausgewiesen werden, um Mietwucher leichter nachweisen zu können. Doch bislang bleibt diese Forderung Wunschdenken – mit spürbaren Folgen für den angespannten Wohnungsmarkt.
Zwischen Regulierung und Realität: Ein Streit um Perspektiven
Die Kritik ist nicht einseitig. Während Bauministerin Klara Geywitz bereits 2023 das Beispiel „drei alte Gartenmöbel plus saftiger Aufschlag“ ins Spiel brachte, warnt Kai Warnecke vom Eigentümerverband Haus und Grund vor einer Überregulierung. Sein Argument: Die neue Mobilität brauche flexible Wohnformen – und möblierte Kurzzeitvermietungen seien Teil der modernen Arbeitswelt. Ein Argument, das angesichts steigender Mietkosten nicht ohne Widerspruch bleibt. Die geplante Verschärfung dürfte den Markt verändern – die Frage ist nur: für wen zum Vorteil?