Kfz-Versicherung: Warum E-Autos keine Sonderbehandlung mehr bekommen

Versicherer streichen Rabatte – Daten zeigen: E-Autos sind kein geringeres Risiko mehr

Was einst als grüne Belohnung begann, ist Geschichte: Versicherer in Deutschland haben in den letzten Monaten die letzten Rabatte für Elektroautos gestrichen – endgültig, spätestens mit den neuen Beitragsrechnungen für 2025. Die Hoffnungen, dass E-Autos dauerhaft günstiger zu versichern seien, haben sich zerschlagen. Frank Edelmeier, Bereichsleiter Motor bei der Zurich-Versicherung, zieht im Gespräch mit der F.A.Z. eine ernüchternde Bilanz: „Wer gehofft hat, dass E-Fahrzeuge langfristig günstiger in der Kfz-Versicherung sein werden, lag daneben.“ Im Gegenteil – er sieht weiteres Steigerungspotenzial bei den Prämien. Der Grund liegt nicht in einem veränderten Fahrverhalten. „E-Auto-Fahrer sind nicht plötzlich risikofreudiger geworden“, so Edelmeier. Vielmehr steige mit der Zahl der Fahrzeuge auch die absolute Zahl der Schäden. Hinzu kommt: Die durchschnittlichen Reparaturkosten nach einem Unfall liegen inzwischen über denen klassischer Verbrenner – vor allem wegen der Batterie.

Batterie als Kostenfaktor – Reparaturvorgaben treiben Prämien

Die Risiken der Elektromobilität liegen im Detail – oder besser: im Akku. Edelmeier spricht von „thermischem Durchgehen“ – ein technisches Phänomen, bei dem sich beschädigte Lithium-Ionen-Zellen entzünden können. Bereits ab 70 Grad beginnt der kritische Prozess. Hersteller reagieren mit strengen Sicherheitsvorgaben: Quarantänezonen in Werkstätten, komplette Batterietausche bei Bagatellschäden, horrende Stundenlöhne – all das treibt die Kosten in die Höhe. Und: „Die Autobauer verdienen nicht mehr am Auto selbst, sondern an den Werkstattrechnungen“, sagt Edelmeier. Besonders deutlich zeigt sich das bei Herstellern, die den Austausch ganzer Module statt Einzelteile fordern. Tesla, BMW, Mercedes – jeder geht anders vor. Martin Schneider von der Huk-Coburg bleibt dennoch gelassen: Reparaturvorgaben würden inzwischen realistischer, die Werkstätten sich anpassen. „Sensorik und Elektronik treiben auch bei Verbrennern die Kosten“, relativiert sein Kollege Daniel John. Die Schadenaufwendungen bei Stromern seien heute nur noch fünf bis zehn Prozent höher – Tendenz sinkend.

Zahlen, Daten, Realität – und das Ende der Illusion

Die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts zeigen: Zum 1. Januar 2025 waren rund 1,65 Millionen reine Elektroautos zugelassen – 3,3 Prozent des Gesamtbestands. Hybride kamen auf 7,2 Prozent. Der Zuwachs ist zwar dynamisch, aber nicht dominant. Die Masse fährt weiterhin mit Benzin (60 Prozent) oder Diesel (28 Prozent). Dass die stark gestiegenen Versicherungsprämien allein an der Elektromobilität liegen, weist Versicherungsmathematiker John deshalb zurück. Klar ist aber auch: Die Typklassen-Einstufung, Herzstück der Prämienkalkulation, reagiert sensibel auf Schadenhäufigkeit und -höhe. Was früher als Bonus aus Idealismus vergeben wurde, muss heute datenbasiert Bestand haben. „Die Rabatte waren oft mehr Wunsch als Wirklichkeit“, urteilt Allianz-Experte Markus Wimmer. Wer heute versichern will, bekommt keinen Bonus für gute Absichten – sondern zahlt für reale Risiken. Und das, so scheint es, ist das neue Normal in der Welt der E-Mobilität.

Quelle

In Kooperation mit der
INTER Versicherungsgruppe