Online-Broker im Stresstest: Handelsstörungen bei Trade Republic, Scalable & Co sorgen für Kritik

Börsenbeben trifft App-Technik: Kunden erleben Handelsfrust in kritischer Marktphase

Ein Kursbeben mit Ansage – und die Technik streikt: Während die Märkte nach Ankündigungen zu US-Zöllen durch Donald Trump wild schwankten, klagten Kunden großer Online-Broker wie Trade Republic, Scalable Capital und Comdirect über massive technische Störungen. Betroffen waren teils Kursanzeigen, App-Funktionen oder gar die Möglichkeit, Orders abzugeben – ausgerechnet in einer Phase, in der Sekunden den Unterschied zwischen Verlust und Gewinn ausmachen konnten. Besonders laut war der Aufschrei bei Trade Republic: Auf X (ehemals Twitter) häuften sich Vorwürfe wie „Immer wenn’s an der Börse knallt, versagt eure App!“ oder gar Konto-Kündigungen als Konsequenz. Die betroffenen Anbieter sprechen zwar einhellig von „kurzzeitigen Ladeverzögerungen“ (Trade Republic) oder „vereinzelten Einschränkungen an Schnittstellen“ (Comdirect), betonen aber, dass der Handel zu keiner Zeit gänzlich unmöglich gewesen sei. Doch der Schaden scheint angerichtet: Kunden reagierten gereizt, Vertrauen wurde erschüttert – und Smartbroker ließ es sich nicht nehmen, auf Social Media mit einem ironischen Seitenhieb zu provozieren: „War dein Broker auch offline?“ Dabei verschwieg man geflissentlich, dass auch dort Ladezeiten stockten.

Rechtliche Schritte? Verbraucherschützer wittern Pflichtverletzung – Kanzleien rufen Betroffene auf

Wenn Technik versagt, stellt sich schnell die Haftungsfrage. Verbraucherschützer wie Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale sehen durchaus rechtlichen Spielraum: Nach dem Wertpapierhandelsgesetz müssten Broker dafür sorgen, dass ihre Systeme auch in Stressphasen funktionieren. „Technisches Versagen könnte eine vertragliche Pflichtverletzung darstellen“, so Nauhauser gegenüber Bild. Die Kanzlei Dr. Stoll & Sauer – bekannt aus dem Dieselskandal – prüft derzeit Schadenersatzansprüche betroffener Anleger und bietet einen kostenlosen Online-Check an. Zwar bedeuten vereinzelte Ausfälle nicht automatisch Haftung, doch wenn konkrete Verluste entstehen, könnten Kunden Ansprüche geltend machen. Broker wie Finanzen.net Zero oder Scalable müssten sich dann an ihren vertraglichen Zusicherungen messen lassen. Inmitten dieses juristischen Nebels bleibt die Unsicherheit für Anleger, die mit Kursverlusten kämpfen – immerhin können sie diese steuerlich geltend machen, wie Steuerexperten anmerken.

Broker mauern bei Aufarbeitung – Marktvolatilität trifft auf technisches Improvisationstheater

Konkrete Konsequenzen aus dem Systemversagen? Fehlanzeige. Die meisten Broker wie Scalable Capital sehen offenbar keinen akuten Handlungsbedarf. Zwar räumt man dort ein, dass das „außergewöhnlich hohe Handelsvolumen“ zu Verzögerungen führte – verbunden mit einer Flut an Kursdaten und gesteigerter Nutzeraktivität – doch Maßnahmen zur Stabilisierung bleiben vage. Auch bei Smartbroker zeigt man sich zufrieden mit dem Krisenmanagement und verweist auf interne Priorisierungsmechanismen. Einzig die Comdirect stellt zumindest in Aussicht, dass die Störungen „konsequent aufgearbeitet“ würden. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit bleibt jedoch ein Riss: Die Erwartung stabiler Handelsplattformen trifft auf Systeme, die in entscheidenden Momenten zu schwächeln scheinen. Ein gefährlicher Spagat – in einem Markt, der in Zeiten geopolitischer Eskalationen wohl kaum zur Ruhe kommen wird.

 

Quelle

In Kooperation mit der
INTER Versicherungsgruppe