Strukturvertriebe 2024: Wachstum auf dem Prüfstand – wie DVAG, Swiss Life & Co. um Berater ringen

Trotz jahrelangen Rückgangs bei den registrierten Versicherungsvermittlern nach §34d GewO behaupten sich die großen Strukturvertriebe weiterhin auf dem Markt – mit teils ambitionierten Plänen. Das Jahr 2024 zeigt jedoch: Der Höhenflug der Corona-Jahre ist passé, die Dynamik hat sich merklich verlangsamt. Wie eine exklusive procontra-Erhebung bei DVAG, Swiss Life, OVB, Bonnfinanz und Telis zeigt, konnte lediglich ein Anbieter im aktuellen Geschäftsjahr einen spürbaren Anstieg an Finanzberatern verzeichnen. Die Branche setzt dennoch auf Wachstum – teils mit Investitionen in Millionenhöhe, teils mit selektiven Personalstrategien.

Veränderte Rekrutierungsstrategien: Von Masse zu Klasse

Bonnfinanz etwa hat 2024 eine mehrjährige Restrukturierungsphase abgeschlossen, in deren Verlauf die Zahl der Berater gezielt reduziert wurde. „Wir haben uns ganz bewusst von Partnern getrennt, die unseren Qualitäts- und Produktivitätsstandards nicht entsprachen“, heißt es auf Nachfrage bei procontra. Seit Mitte des Jahres verzeichne man jedoch wieder einen moderaten Aufwärtstrend. Investiert wurde vor allem in IT und interne Prozesse – über elf Millionen Euro sollen so nachhaltige Mehrwerte für Kunden und Berater geschaffen haben.

Auch die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) sieht Stabilität als Erfolg: Angesichts sinkender Bankfilialen und rückläufiger Kreditinstitute sei die konstante „Manpower“ der Vertriebe ein positives Signal. Über 80 Millionen Euro fließen jährlich in Ausbildung und Qualifizierung. Laut DVAG-Sprecherin stammen viele Neueinsteiger aus der Branche oder verfügen über einen kaufmännischen Hintergrund – Fachwissen trifft hier auf Weiterbildungswillen.

Swiss Life forciert Offensive – OVB wirbt mit Vielfalt

Am ambitioniertesten präsentiert sich Swiss Life Deutschland: Im Rahmen des Programms „Swiss Life 2027“ soll die Beraterzahl bis 2026 um rund 20 Prozent steigen – das entspricht über 1.000 neuen Finanzberatern. „Bei uns sind alle willkommen, die Menschen in finanziellen Belangen unterstützen wollen“, so Matthias Wald, Leiter Finanzvertriebe Swiss Life Deutschland. Erfahrung sei von Vorteil, ausschlaggebend seien aber Motivation und Lernbereitschaft. Erst nach bestandener IHK-Sachkundeprüfung dürfen neue Partner beraten.

Beim Kölner OVB Konzern verfolgt man einen anderen Weg: Der Einstieg erfolgt oft nebenberuflich – mit dem Ziel, perspektivisch in die Hauptberuflichkeit überzugehen. „Zertifizierungen, Mentoring und konkrete Entwicklungsperspektiven“ sollen für langfristige Bindung sorgen. Herkunft, Alter oder Geschlecht spielten keine Rolle – entscheidend sei allein die Leistung.

Die Telis Finanz Vermittlung AG aus Regensburg verzichtete auch in diesem Jahr auf eine Stellungnahme. Ein Schweigen, das in Zeiten des Umbruchs Fragen offenlässt.

Quelle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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