Am Dienstag hat sich vor dem Amtsgericht Charlottenburg ein seltener Moment in der Geschichte der Versicherungsbranche abgespielt: Die erste Gläubigerversammlung der insolventen Element Insurance AG fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Insolvenzverwalter Friedemann Schade von der Kanzlei BRL informierte die Anwesenden über den Stand des Verfahrens, das seit dem 1. März 2025 offiziell läuft. Mit der Pleite endete der Versicherungsschutz für rund 320.000 Policen zum 1. April – von Unfall- über Hausrat- bis hin zu Handy-Schutzbriefen. Obwohl vielen der Name Element kaum bekannt war, steckt das Unternehmen in einer Vielzahl von Verträgen als Risikoträger – oft unsichtbar im Hintergrund.
Versicherungsschutz abrupt beendet: Forderungsflut rollt an
Die Folgen sind massiv: Innerhalb von sechs Wochen wurden bereits über 11.000 Forderungsanmeldungen verzeichnet – Tendenz steigend. Die Anmeldefrist läuft noch bis Ende Mai. Über das eigens eingerichtete Portal www.element-insolvenz.de können Betroffene ihre Ansprüche geltend machen. Laut Schade sei der Anmeldeprozess trotz der hohen Komplexität geordnet und verbraucherfreundlich. Ein begleitendes Callcenter unterstützt Versicherte bei Fragen – ein pragmatischer Ansatz, um das Chaos in geregelte Bahnen zu lenken.
Partner in der Pflicht – erste Klage gegen externen Dienstleister
Doch nicht alle Beteiligten ziehen mit. Während mit vielen Partnerunternehmen bereits neue Vereinbarungen zur Vertrags- und Schadenbearbeitung erzielt wurden, verweigert ein namentlich nicht genanntes Unternehmen bislang die weitere Zusammenarbeit. Schade sieht sich daher gezwungen, rechtlich gegen den Dienstleister vorzugehen – das Verfahren läuft vor dem Landgericht Düsseldorf. Parallel stellt der Insolvenzverwalter klar: Das Sicherungsvermögen nach § 125 VAG bleibt unangetastet vorrangig für Schadengläubiger reserviert. Sollte dieses nicht ausreichen, kommt es zu einer quotalen Befriedigung aller Ansprüche. Ziel bleibt ein strukturierter Abwicklungsprozess – inmitten eines der größten Schadensfälle der deutschen Versicherungsgeschichte.
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