Versicherer zieht die Reißleine: Kündigungswelle bei Wohnmobil-Policen sorgt für Unmut
Die Nürnberger Versicherung hat in den vergangenen Monaten zahlreichen Kundinnen und Kunden die Versicherung für ihre Wohnmobile gekündigt – ein Schritt, der in einschlägigen Camping-Foren und auf Portalen wie „CamperCoast.de“ für reichlich Diskussion sorgt. Der Hintergrund: Untertarifierte Verträge, die wirtschaftlich aus Sicht des Versicherers nicht mehr tragbar seien. In einem Schreiben, das von Sach-Vorständin Christine Kaaz unterzeichnet wurde, verweist der Versicherer auf stark gestiegene Schadenzahlungen – bedingt durch Inflation, Naturereignisse sowie erhöhte Lohn- und Materialkosten. Kaaz, die seit September 2023 im Vorstand sitzt, hatte im Interview mit procontra bereits angekündigt, wirtschaftlich defizitäre Verträge im Sinne der Versichertengemeinschaft auf den Prüfstand zu stellen. Das Unternehmen betont jedoch: Ein vollständiger Rückzug aus dem Wohnmobil-Segment sei nicht geplant – entsprechende Versicherungsprodukte würden weiterhin angeboten.
Kostenexplosion trifft auch andere Anbieter – Makler schlagen Alarm
Doch nicht nur bei der Nürnberger scheint das Wohnmobilgeschäft aus dem Ruder zu laufen. Versicherungsmakler Adrian Schmitt, spezialisiert auf mobile Freizeitfahrzeuge, spricht von einem „Beitragshammer nach dem anderen“. Viele Versicherer könnten die anfänglich günstigen Prämien nur kurze Zeit halten – bevor sie, wie im Fall der Verti, drastisch erhöht würden. Als besonders problematisch beschreibt Schmitt die regelmäßig auftretenden Hagelschäden: Diese führten bei älteren, wenig robusten Fahrzeugen häufig zu wirtschaftlichen Totalschäden. Auch unscheinbare Schäden, etwa durch Steinschläge an Frontscheiben, können in vollintegrierten Modellen leicht Reparaturkosten im vierstelligen Bereich verursachen. Ein Beispiel: Eine neue Windschutzscheibe kostete Schmitt in Schottland satte 5.500 Euro. Solche Schadensummen setzen die Versicherer unter Druck – mit spürbaren Folgen für Kunden und Makler.
Unwetter, Totalschäden, Beitragsexplosion: Warum das Wohnmobilgeschäft kriselt
Die Prämien für Wohnmobile steigen – und mit ihnen die Verärgerung vieler Versicherungsnehmer. Laut Dieter Scheffler, Geschäftsführer der RMV Reisemobil Versicherungsservice GmbH, sind vermehrte Unwetterereignisse in Europa einer der Hauptgründe für die zunehmenden Schäden. Hinzu kommt: Anders als PKW stehen Wohnmobile meist im Freien, sind damit permanent der Witterung ausgesetzt – eine Einladung für Hagel, Sturm und Co. Die Folge: hohe Schäden, steigende Prämien, massive Umdeckungsarbeit für Makler. Für Adrian Schmitt war das Maß voll – er verlagerte seinen Fokus mittlerweile auf Dauercamper und Tiny Houses. Das klassische Wohnmobilgeschäft? Für ihn nur noch ein Nebenschauplatz.
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