Der deutsche Versicherungsmarkt erlebt eine Phase der Neuordnung. Wie die Börsen-Zeitung berichtet, zeigt sich die Versicherungskammer Bayern offen für gezielte Zukäufe. Vorstandschef Frank Walthes betonte im Rahmen der Bilanzvorlage 2024: „Die Opportunitäten nehmen zu – wir sind interessiert.“ Dabei agiere der Konzern nicht aus der Hüfte, sondern prüfe akribisch, ob und wann bindende Angebote abgegeben werden. Auch die HUK-Coburg meldete laut Klaus-Jürgen Heitmann Interesse an Bestandskäufen – ein Zeichen für die wachsende Bedeutung von Größe als strategischem Faktor, gerade angesichts der Transformation im Kerngeschäftsfeld Autoversicherung. In Frage stehen laut Walthes kleinere Bestände deutscher Versicherer mit Prämienvolumen zwischen 700 Millionen und einer Milliarde Euro – Transaktionen, die Investmenthäuser wie J.P. Morgan inzwischen aktiv vermitteln.
Der Flaschenhals heißt IT: Modernisierungsstau bremst Profitpotenziale
Doch wo Bewegung ist, wartet oft der Stillstand: Die eigentliche Hürde liegt laut Walthes in der überfälligen IT-Modernisierung. Viele der zu übernehmenden Bestände laufen noch auf veralteten Systemen – ein Risiko für Effizienz und Profitabilität. „In einer defizitären Situation haben Sie ja durch eine Übernahme des Bestandes noch nichts an der Profitabilität geändert“, so Walthes. Trotz struktureller Altlasten fordern viele Verkäufer hohe strategische Prämien. Aus Sicht der Versicherungskammer ein Widerspruch: „Die jetzt diskutierten Preise sind für mich noch unrealistisch.“ Deshalb gibt man sich in München vorerst abwartend – mit Blick auf einen Abschlag, nicht auf einen Aufpreis. Die Botschaft ist klar: Ohne digitale Infrastruktur keine nachhaltige Integration.
Ausblick mit Rückenwind: Konsum, Kapital und Konzepte für Wachstum
Trotz Zurückhaltung bei Übernahmen blickt die Versicherungskammer zuversichtlich in die Zukunft. Die Stimmung in der Wirtschaft hellt sich auf, Konsumimpulse kehren zurück, und laut Walthes trägt das Unternehmen mit Lösungen in der Altersvorsorge und im Gesundheitsbereich zum Strukturwandel bei. Finanzvorstand Andreas Kolb ergänzt: Auch privates Kapital müsse stärker in Infrastrukturprojekte eingebunden werden – als Ergänzung zu staatlichen Mitteln. Das Wachstum sei greifbar, aber es brauche solide Grundlagen. Die Devise lautet: erst sanieren, dann expandieren – alles andere wäre ein Blindflug durch die Konsolidierungswelle.