Thorben Schlätzer, Gründer von Dreifach.ai, hat die Chancen der künstlichen Intelligenz (KI) in der Versicherungsbranche früh erkannt. Mit seiner Firma setzt er auf maßgeschneiderte Lösungen für Versicherungsmakler – und das, obwohl diese häufig nicht über umfangreiche IT-Abteilungen wie Versicherer verfügen. „Makler sind flexibler als große Unternehmen, können schneller Entscheidungen treffen und somit schneller von KI profitieren“, erklärt Schlätzer im Interview. Insbesondere kleinere, gut strukturierte Maklerbetriebe könnten mit KI rasche „Quick Wins“ erzielen und damit ihre Prozesse effizienter gestalten.
Ein zentraler Vorteil von KI in der Versicherungsbranche ist die Fähigkeit, Routineaufgaben wie das Bearbeiten von E-Mails zu automatisieren. Schlätzer nennt ein konkretes Beispiel: Die KI kann einfache Servicefragen beantworten und bei komplexeren Anliegen die relevanten Daten extrahieren, um eine Antwort zu generieren. Obwohl die KI anfangs nur 80 Prozent der Arbeit übernimmt, wird die Technologie mit der Zeit immer präziser und kann den Maklern so stetig mehr Mehrwert bieten.
Künstliche Intelligenz als Unterstützung – nicht als Ersatz
Schlätzer betont, dass KI keinesfalls den Menschen ersetzen soll, sondern als Unterstützung dient. Besonders im Bereich der Schadenbearbeitung können KI-Systeme eine enorme Entlastung bieten, indem sie unstrukturierte Daten aus E-Mails automatisch auslesen und in eine strukturierte Form überführen. So bleiben Makler in der Lage, sich auf ihre wesentlichen Aufgaben zu konzentrieren und gleichzeitig die Effizienz zu steigern. Der Mensch bleibt dabei der Entscheider – schließlich ist die fachliche Einschätzung der Makler nach wie vor unersetzlich.
Die Einführung von KI ist jedoch nicht immer ein Selbstläufer. „Es ist schwer, Menschen zu überzeugen, wenn sie den Mehrwert nicht erkennen“, sagt Schlätzer. Doch er warnt davor, den digitalen Wandel zu verschlafen: Wer sich der Digitalisierung verweigere, riskiere, den Anschluss zu verlieren. Auch wer bereits in den 60ern ist, sollte nicht darauf verzichten, da die Digitalisierung die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens sichert.
Herausforderungen und Lösungen im Umgang mit KI
Obwohl KI viel Potenzial bietet, stößt sie in bestimmten Bereichen noch an ihre Grenzen. Ein klassisches Beispiel aus der Praxis: Der Vergleich von Versicherungsbedingungen. „Es klingt einfach, aber die Bedingungen sind sehr komplex und beinhalten oft unterschiedliche Fachbegriffe“, erklärt Schlätzer. Diese fachliche Tiefe fehlt der KI in vielen Fällen noch. Ein weiteres Problem, das viele Makler anfangs frustriert, ist, dass KI nur die „großen Linien“ abdeckt, die letzten 20 Prozent der Arbeit jedoch oft schwieriger zu automatisieren sind. Dennoch, so Schlätzer, sei der Einstieg in die KI-Welt für Makler nicht nur möglich, sondern auch notwendig, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
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