Harte Fronten zum Auftakt: Tarifgespräche in der Versicherungsbranche gestartet

Am Freitag begann in München die erste Runde der Tarifverhandlungen für die rund 183.000 Innendienstangestellten der Versicherungswirtschaft. Ver.di fordert zwölf Prozent mehr Gehalt, der DBV gar 17,4 Prozent – inklusive Arbeitszeitverkürzung und struktureller Änderungen. Der Arbeitgeberverband AGV hingegen verweist auf wirtschaftlichen Druck: schwaches Beitragswachstum, versicherungstechnische Verluste und steigende Leistungsausgaben lassen aus seiner Sicht kaum Spielraum. In der Auftaktrunde blieb es beim Meinungsaustausch, ein Angebot wurde nicht vorgelegt. Die Fortsetzung ist für den 28. April in Frankfurt angekündigt.

DBV zurück im Spiel – mit alter Forderung, aber neuer Verhandlungsbasis
Noch im Herbst hatte der AGV die Zusammenarbeit mit dem DBV abgelehnt – das damalige Bündnis mit der nicht tariffähigen NAG und die Höhe der Forderungen galten als untragbar. Nach der Trennung von der NAG sitzt der DBV nun doch mit am Tisch. Inhaltlich bleibt er kompromisslos: 600 Euro Mindestplus, Abschaffung der unteren Gehaltsgruppen, ein zusätzlicher Urlaubstag, 250 Euro mehr für Azubis und Verlängerung bestehender Regelungen zur Arbeitszeitflexibilisierung. Der AGV kritisiert die Laufzeitforderung von nur zwölf Monaten als unrealistisch – und mahnt zu Augenmaß.

Digitalisierung trifft Realität: Arbeitgeber wollen Modernisierung statt Maximalforderungen
Die Branche steht unter Druck: Die Lebensversicherung kämpft mit Kosten, die PKV mit Reformstau, die Sachversicherung mit steigenden Schadensprognosen. AGV-Verhandlungsführer Andreas Eurich sieht dringenden Reformbedarf im Manteltarif – etwa bei Arbeitszeitmodellen und der Rentenabschlagsregelung. Die Forderungen der Gewerkschaften treffen somit auf ein Klima der Zurückhaltung, nicht auf Ablehnung. Ein tragfähiges Angebot wurde für April angekündigt. Bis dahin bleibt unklar, ob sich die Vorstellungen von Wertschätzung und wirtschaftlicher Machbarkeit überhaupt in Einklang bringen lassen.

Quelle

In Kooperation mit der
INTER Versicherungsgruppe