Die Verhandlungen um den Bestandsabwickler Viridium stehen offenbar kurz vor dem Abschluss: Ein Konsortium aus der Allianz, dem Vermögensverwalter Blackrock und dem japanischen Versicherer T&D plant den milliardenschweren Kauf. Nach Informationen des Handelsblatts könnte der Kaufpreis bei rund 3,5 Milliarden Euro liegen. Verkäufer ist die Private-Equity-Gesellschaft Cinven, die nach regulatorischen Problemen bei Eurovita unter Druck geraten war.
Die Allianz, die das Konsortium anführt, plant laut Insidern einen Anteil von maximal 25 Prozent an Viridium zu übernehmen – und das aus gutem Grund: Konzernchef Oliver Bäte verfolgt eine „kapitaleffiziente“ Wachstumsstrategie. Ein vollständiger Erwerb würde die Bilanz des Versicherungsriesen belasten, daher ist eine Beteiligung mit limitiertem Risiko die bevorzugte Lösung. Im Bieterverfahren konnte sich das Konsortium gegen namhafte Wettbewerber durchsetzen, darunter der Versicherer Athora (mit Verbindung zu Apollo Global Management) sowie eine Gruppe aus DWS, Prudential Financial und PG3, dem Family-Office der Partners-Group-Gründer.
Warum Viridium für die Allianz attraktiv ist
Viridium ist kein klassischer Versicherer, sondern spezialisiert sich auf den Aufkauf und die Verwaltung von Altbeständen aus der Lebensversicherung. Diese Policen, oft mit hohen Garantiezinsen ausgestattet, belasten die Bilanzen der ursprünglichen Versicherer, da sie hohe Kapitalrücklagen erfordern. Während das Neugeschäft bei Viridium keine Rolle spielt, sind die verwalteten Kapitalanlagen enorm: Laut Unternehmensangaben verwaltet Viridium derzeit 3,4 Millionen Policen mit einem Anlagevolumen von 67 Milliarden Euro. Der Nettogewinn für 2023 belief sich auf 325 Millionen Euro.
Für Allianz-Chef Bäte ist das Geschäftsmodell aus einer Asset-Management-Perspektive besonders interessant. Versicherer legen die Beiträge ihrer Kunden in Kapitalanlagen an, um die garantierten Verzinsungen zu erwirtschaften – ein lukratives Geschäft für Vermögensverwalter wie Blackrock, Allianz Global Investors oder Pimco. Die Übernahme von Viridium könnte der Allianz also nicht nur stabilen Cashflow aus den Beständen sichern, sondern auch neue Investitionsmöglichkeiten für die hauseigenen Vermögensverwalter schaffen.
Regulatorische Hürden und strategische Optionen
Neben Cinven sind auch Hannover Rück (mit knapp 20 Prozent) und Generali (etwa zehn Prozent) an Viridium beteiligt. Branchenkreise berichten, dass über den vollständigen Verkauf des Unternehmens verhandelt wird. Üblicherweise behalten sich Private-Equity-Investoren sogenannte Drag-Along-Klauseln vor, wodurch auch die restlichen Anteilseigner verkaufen müssten. Es gilt als möglich, dass Hannover Rück und Generali dem Allianz-Konsortium beitreten oder ihre Beteiligungen reduzieren.
Ob die Finanzaufsicht BaFin dem Deal zustimmen wird, bleibt abzuwarten. Cinvens Rolle bei der Eurovita-Krise in Italien hatte die Behörde skeptisch gegenüber weiteren Übernahmen von Lebensversicherungsbeständen gemacht. Bereits der geplante Kauf von Zurich Deutscher Herold durch Viridium war gescheitert, weil die BaFin angedeutet hatte, die Transaktion nicht zu genehmigen, solange Cinven Mehrheitseigentümer ist. Sollte der Verkauf erfolgreich sein, könnte Viridium seine Konsolidierungsstrategie im deutschen Lebensversicherungsmarkt fortsetzen und weiterhin Altbestände übernehmen – eine Notwendigkeit, um Skaleneffekte zu nutzen und langfristig profitabel zu bleiben.