BU-Rente: Jeder zweite Leistungsantrag scheitert an fehlender Rückmeldung

Viele Versicherte sind mit der Beantragung ihrer Berufsunfähigkeitsrente überfordert – mit weitreichenden Folgen. Laut Analysen der Ratingagentur Morgen & Morgen brechen rund 40 Prozent aller Antragsteller den Prozess vorzeitig ab, weil sie auf Nachfragen des Versicherers nicht mehr reagieren. Eine alarmierende Zahl, die die Branche zum Umdenken zwingt.

Unabhängige Leistungsberatung als Lösung?

BU-Experten fordern daher eine stärkere Unterstützung der Versicherten. Die Idee: Die Versicherer sollten im Leistungsfall die Kosten für eine unabhängige Leistungsberatung übernehmen. Erste Anbieter haben diesen Service bereits eingeführt – darunter Axa, Baloise, Dialog, Hannoversche und LV1871. Allerdings gibt es Einschränkungen: Die Kostenübernahme ist gedeckelt und häufig erst nach Ablehnung eines Antrags nutzbar. Während die LV1871 und die Hannoversche maximal 500 Euro erstatten, übernimmt die Axa bis zu 1.500 Euro – jedoch nur 50 Prozent der Kosten. Die Baloise erstattet lediglich 250 Euro, ermöglicht dafür aber eine Beratung bereits vor Antragstellung, sofern eine sechsmonatige Krankschreibung vorliegt.

Unabhängige Beratung kann beispielsweise durch Verbraucherzentralen, Versicherungsberater des BVVB oder Fachanwälte und Mediziner erfolgen. Ob sich dieses Modell jedoch als Branchenstandard etabliert, bleibt fraglich. So verfolgt etwa die HDI einen anderen Ansatz und setzt auf persönliche Beratung durch eigene Mitarbeiter. Auch Thomas Wedrich von der Signal Iduna zeigt sich zurückhaltend: Man beobachte den Markt, sei aber noch nicht überzeugt von der Notwendigkeit externer Beratungsstrukturen.

Maklerförderung als alternative Strategie

BU-Experte und Versicherungsmakler Matthias Helberg sieht zusätzlich die Makler in der Pflicht – allerdings nur mit entsprechender Unterstützung durch die Versicherer. „Versicherer sollten Makler sowohl fachlich als auch finanziell fördern, damit sie ihre Kunden im Leistungsfall optimal begleiten können“, so Helberg. Seine Idee: Wer sich als vertrauenswürdiger Berater mit entsprechender Vollmacht ausweist und nachweisliche Kenntnisse im BU-Leistungsfall besitzt, sollte finanziell unterstützt werden.

Das könnte sich für alle Seiten lohnen: Kunden hätten einen kompetenten Ansprechpartner, Versicherer erhielten vollständige Antragsunterlagen und Makler einen Anreiz, sich in diesem komplexen Bereich weiterzubilden. Ohne solche Fördermaßnahmen bleibt Maklern oft nur die Möglichkeit, Kunden an externe Berater zu verweisen – oder sich auf eigenes Risiko und eigene Kosten in das Thema einzuarbeiten.

Die Branche steht also vor einer Entscheidung: Setzt sie weiter auf Eigeninitiative der Versicherten und Makler oder etabliert sie flächendeckend Unterstützungsmaßnahmen, um den BU-Leistungsfall für alle Beteiligten effizienter zu gestalten?

Quelle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Kooperation mit der
INTER Versicherungsgruppe