Neue Finanz-App „Seasn“: Viel Potenzial, aber noch Luft nach oben

Eine App, die junge Menschen auf ihrem finanziellen Weg begleitet, dabei hilft, Budgets zu planen und ein realistisches Bild der Altersvorsorge zu entwerfen? Genau das verspricht die neue „Seasn“-App, die vom Land Hessen beauftragt und an der Frankfurter Goethe-Universität entwickelt wurde. Seit wenigen Wochen ist sie in den App-Stores verfügbar. Doch kann sie wirklich mehr als ein digitales Haushaltsbuch sein? Ein Praxistest zeigt: Das Konzept ist innovativ, doch es gibt Hürden.

Ein erster Eindruck: Kompliziert, aber durchdacht

Die App nimmt Datenschutz sehr ernst. Nutzerinnen und Nutzer sollen sich mit einer anonymen E-Mail-Adresse registrieren – ein Schritt, der viele erstmal ausbremst. Ist diese Hürde genommen, offenbart sich eine Anwendung mit vielen Funktionen, die jedoch nicht sofort intuitiv erscheinen. Um die Einstiegshürde zu senken, gibt es sogenannte „Missionen“ – interaktive Tutorials, die die App-Funktionen erklären. Dabei arbeitet „Seasn“ mit sogenannten Doubles: digitale Finanzzwillinge, die auf realen Forschungsdaten basieren und verschiedene Lebensstile simulieren. Wer sich durch die vorgefertigten Profile klickt, merkt schnell: Hier steckt viel Wissenschaft hinter der spielerischen Gestaltung. Doch wer ernsthaft planen will, muss seine eigenen Daten eingeben – und das kann dauern.

Blick in die Zukunft: Finanzplanung auf Knopfdruck?

Das Herzstück der App ist die Möglichkeit, die eigene finanzielle Zukunft zu simulieren. Einkommen, Miete, Abos – all das kann eingetragen werden, ebenso die Renteninformation, ohne persönliche Daten zu hinterlegen. Eine zentrale Frage treibt viele Nutzer um: Reicht die Rente? Hier bietet „Seasn“ Szenarien, die realistische Sparquoten und Investitionsoptionen aufzeigen. Besonders interessant: Die App denkt den Zeitgeist mit. Neben klassischen Anlageformen lassen sich auch Investitionen in Sneaker, Uhren oder Edelmetalle berechnen.

Doch die App hat auch Schwächen. Die Bedienung ist nicht immer intuitiv, viele Funktionen erfordern Vorwissen – etwa zu verschiedenen Rentensystemen. Einfache Antworten gibt es nicht, sondern viele Möglichkeiten zur Individualisierung. Das braucht Zeit. „Wir befinden uns noch in der erweiterten Testphase“, erklärt der Frankfurter Finanzprofessor Andreas Hackethal, einer der Entwickler der App. „Wir sammeln fleißig Feedback ein, um die App nutzerfreundlicher zu machen.“ Verbesserungen sind bereits in Arbeit: Noch diesen Monat soll eine neue Version erscheinen, die erklärende Videos integriert.

Fazit: Ein vielversprechendes Konzept mit Hürden

„Seasn“ ist mehr als nur ein Haushaltsbuch – sie bietet eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der eigenen finanziellen Zukunft. Doch genau das könnte für viele Nutzer zur Herausforderung werden. Wer bereit ist, sich in die App einzuarbeiten, kann wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Doch ohne eine intuitivere Bedienung und eine einfachere Registrierung bleibt die Frage: Wird sie wirklich zur Finanz-App der jungen Generation?

 

Quelle

In Kooperation mit der
INTER Versicherungsgruppe