Die Diskussion um das Renteneintrittsalter nimmt erneut Fahrt auf: Während der Wirtschaftsflügel der CDU eine schrittweise Anhebung in Richtung 70 Jahre anregt, fordert Die Linke eine Rückkehr zur Rente mit 65. Inmitten dieser politischen Auseinandersetzung zeigt sich ein klarer Trend in der Bevölkerung – viele Erwerbstätige wollen früher aus dem Berufsleben ausscheiden.
CDU-Wirtschaftsflügel fordert höhere Altersgrenze – Merz setzt auf Anpassung
Bereits im vergangenen Sommer hatte die Vorsitzende des CDU-Wirtschaftsflügels, Gitta Connemann, in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung betont, dass das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden müsse. Faktisch steigt das gesetzliche Renteneintrittsalter ohnehin bis 2031 auf 67 Jahre. Doch innerhalb der CDU gibt es keine einheitliche Linie: Parteichef Friedrich Merz lehnt eine starre Altersgrenze ab, plädiert jedoch für eine flexible Anpassung an die demografische Entwicklung.
Doch genau hier entzündet sich die parteiinterne Debatte: Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA), der Sozialflügel der CDU, positioniert sich gegen eine weitere Anhebung. Deren Vorsitzender Dennis Radtke hält nichts von ständigen Diskussionen um das Renteneintrittsalter: „Wir haben nun einen gesellschaftlichen Konsens für die Rente mit 67. Nun pausenlos immer neue Debatten über Verschärfungen bringen uns nicht weiter.“
Linke fordert Rente mit 65 – Kritische Worte für CDU-Vorstoß
Auf der anderen Seite des politischen Spektrums schlägt Die Linke einen völlig anderen Kurs ein. Parteichef Jan van Aken fordert eine Rückkehr zur Rente mit 65 und eine abschlagsfreie Frührente ab 60 nach 40 Beitragsjahren. Der Hintergrund: Viele Arbeitnehmer seien körperlich und psychisch nicht in der Lage, bis zum gesetzlichen Renteneintritt durchzuhalten. Eine aktuelle Umfrage stützt diese These – jeder vierte Beschäftigte würde gerne früher in Rente gehen, selbst wenn dies mit Abschlägen verbunden wäre.
Van Aken kritisiert insbesondere die Pläne aus der CDU scharf: „Wer sich jetzt hinstellt und von den Menschen verlangt, bis 70 zu arbeiten, will in Wahrheit nur deren Renten schreddern.“ Besonders für Beschäftigte in körperlich belastenden Berufen sei eine höhere Altersgrenze nicht tragbar: „Wer im Pflegeheim arbeitet, in der Fabrik oder auf dem Bau kann irgendwann nicht mehr. Die Rente mit 67 ist das größte Programm zur Kürzung der Renten in der Geschichte unseres Landes.“
Mehrheit der Deutschen gegen höhere Altersgrenze
Die Forderungen der Linken spiegeln eine weitverbreitete Skepsis in der Bevölkerung wider. Eine Mehrheit der Erwerbstätigen bevorzugt den Ruhestand mit 63 oder früher – unter bestimmten Bedingungen. Die Linke setzt zudem auf eine Reform der gesetzlichen Rentenversicherung: Beamte, Selbstständige und Manager sollen künftig ebenfalls einzahlen, um das System breiter aufzustellen.
Ob die CDU sich mit ihren Vorschlägen durchsetzt oder Die Linke mit ihrer Forderung nach einer niedrigeren Altersgrenze Gehör findet, bleibt abzuwarten. Eines steht jedoch fest: Die Debatte um das Renteneintrittsalter wird Deutschland noch lange beschäftigen.