Fachkräftemangel bedroht Pensionskassen: Unternehmen setzen auf Ausgliederungen

Personalengpässe in der betrieblichen Altersvorsorge
Der Fachkräftemangel bleibt eine Herausforderung für den deutschen Arbeitsmarkt – und macht auch vor Pensionskassen und Pensionsfonds nicht halt. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat nun untersucht, welche Bereiche der betrieblichen Altersvorsorge (EbAV) bereits betroffen sind oder es bald sein könnten. Das Ergebnis: Vorstands- und Aufsichtsratspositionen lassen sich aktuell noch vergleichsweise gut besetzen. Doch in operativen Bereichen wie Risikomanagement, Leistungsbearbeitung und insbesondere Kapitalanlage geraten viele Einrichtungen unter Druck. Fast die Hälfte der Unternehmen, die zwischen 2024 und 2026 neue Stellen besetzen müssen, rechnet mit erheblichen Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung – ein ernstes Problem, das über Vergütungsfragen hinausgeht. Hauptgrund ist der Mangel an qualifizierten Fachkräften, der sich weiter verschärfen dürfte.

Ausgliederungen als Lösung?
Die Antwort vieler Pensionskassen und -fonds: Funktionen auslagern. Laut der BaFin-Umfrage haben sich bereits 97 % der befragten Unternehmen mit dieser Möglichkeit befasst, insbesondere im Bereich Kapitalanlage. Modelle wie „Outsourced Chief Investment Officer“ (OCIO) gewinnen zunehmend an Bedeutung. Unternehmen, die bislang keine oder nur teilweise Ausgliederungen vorgenommen haben (3 % bzw. 39 %), dürften künftig verstärkt auf externe Dienstleister setzen.

Allerdings warnt die BaFin: Solche Entscheidungen müssen sorgfältig abgewogen werden, auch unter Risikogesichtspunkten. Mit der steigenden Zahl an Auslagerungen gewinnen Fragen der Dienstleistersteuerung an Bedeutung – ein Aspekt, den die Aufsicht genau im Blick behalten will. „Die BaFin wird die Umsetzung von Ausgliederungen und insbesondere das hierauf bezogene Risikomanagement der EbAV weiterhin sehr genau überwachen“, heißt es aus der Behörde.

Unternehmensauflösungen als letzte Option
Neben Ausgliederungen erwägen einige Einrichtungen drastischere Maßnahmen. Laut der BaFin-Studie ziehen 22 Unternehmen eine (Teil-)Bestandsübertragung bis 2030 in Betracht, während 15 Pensionskassen oder -fonds sogar über eine vollständige Unternehmensauflösung nachdenken. Einige dieser Unternehmen befinden sich bereits in Gesprächen mit potenziellen Übernehmern sowie der BaFin selbst. Der Fachkräftemangel ist damit längst nicht mehr nur eine Frage der Personalbeschaffung – er könnte in den kommenden Jahren die gesamte Struktur der betrieblichen Altersvorsorge nachhaltig verändern.

 

 

Quelle

In Kooperation mit der
INTER Versicherungsgruppe