Warum immer mehr Anleger den direkten Weg wählen
Ein klarer Trend zeichnet sich ab: Immer mehr Anleger entscheiden sich für digitale Plattformen und DIY-Anlagen statt für die traditionelle Beratung in Bankfilialen. Michael Mohr, Globaler Leiter für passive Produkte bei der DWS, sieht hier eine deutliche Verschiebung – auch sein Bruder gehört zu den „Selbstentscheidern“, die wissen, dass ETFs eine gute Möglichkeit sind, mit Aktien zu sparen. Das Sparen über Online-Brokerage-Plattformen ist nicht nur schneller und günstiger, sondern reduziert auch die Komplexität der Anlageentscheidungen, vor allem dank der Nutzung von Robo-Advisors, die die Risikotoleranz und den Anlagehorizont berücksichtigen.
Trotz dieser Entwicklung bleibt die Frage, ob aktive Fonds wirklich keine Zukunft mehr haben. Mohr sieht es differenziert: Der Markt für aktive Fonds werde weiterhin existieren, insbesondere für weniger liquide Märkte wie Nebenwerte. Es sei jedoch schwieriger geworden, in den großen Märkten Outperformance zu erzielen, insbesondere bei weit verbreiteten Indizes wie dem S&P 500 oder dem MSCI World. Die neue Partnerschaft von DWS und Scalable Capital zeigt, wie Banken ihre Geschäftsmodelle anpassen, um auf diese Veränderungen zu reagieren.
Der Wandel im Bankvertrieb: Eine Antwort auf den ETF-Boom
Das wachsende Interesse an ETFs verändert nicht nur die Anlagestrategien von Selbstentscheidern, sondern auch das Geschäftsmodell der Banken. Michael Mohr stellt fest, dass Banken zunehmend Lösungen zur Vermögensverwaltung anbieten, statt auf den traditionellen Produktvertrieb zu setzen. Trotz des zunehmenden ETF-Booms sei der Fondsabsatz in Europa nach wie vor dominant, mit rund 80 Prozent des Retailvermögens in Fonds und nur 20 Prozent in ETFs. Die DWS geht jedoch davon aus, dass dieser Trend weiter anhalten wird, und erwartet eine Verschiebung zu einem Verhältnis von 60:40 bis 2028 zugunsten der ETFs. Banken werden daher ihren Fokus vermehrt auf Service-Gebühren statt auf Ausgabeaufschläge und Retrozessionen legen müssen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.