Frankreichs Rentenreform: Proteste, Umstellung und neue Realitäten

Frankreich hat sein Renteneintrittsalter im Jahr 2023 auf 64 Jahre erhöht – ein umstrittener Schritt, der landesweite Proteste auslöste. Trotz der massiven Gegenwehr setzte die Regierung die Reform ohne finale Abstimmung im Parlament durch. Neben der Anhebung des Rentenalters müssen Arbeitnehmer nun 43 statt bisher 41,5 Jahre in die Rentenkasse einzahlen, um volle Bezüge zu erhalten. Wer diese Vorgaben nicht erfüllt, muss bis zum 67. Lebensjahr arbeiten, erklärt ARD-Korrespondentin Friederike Hofmann aus Paris. Der Reformprozess zeigt deutlich: Das vermeintlich großzügige Rentensystem Frankreichs steht unter starkem finanziellem Druck.

Deutschland: Ein schrittweiser, aber stetiger Anstieg des Rentenalters

Während Frankreichs Reform eine scharfe öffentliche Debatte auslöste, ist die Anhebung des Rentenalters in Deutschland bereits seit 2007 beschlossene Sache. Das sogenannte Altersgrenzenanpassungsgesetz sieht vor, dass die Regelaltersgrenze für alle ab Jahrgang 1964 bei 67 Jahren liegt. Frühere Jahrgänge durchlaufen eine schrittweise Anpassung. Wer vorzeitig in den Ruhestand treten möchte, muss 45 Beitragsjahre vorweisen – eine Möglichkeit, die für viele Jahrgänge jedoch längst ausgelaufen ist, wie Rentenberater Christian Lindner aus Langebrück erklärt. Deutschland setzt also auf eine schrittweise, aber kontinuierliche Anpassung, während Frankreich einen abrupten Wandel erlebte.

Europa im Vergleich: Wie lange arbeiten die Menschen wirklich?

Laut einer OECD-Analyse gehört Deutschland zu den Ländern mit dem höchsten Renteneintrittsalter. Während Deutsche im Schnitt bis knapp 66 arbeiten, sind es in den Niederlanden und Dänemark sogar fast 67 Jahre. In Spanien liegt die Grenze bei 65, während Länder wie Griechenland und Luxemburg noch Renteneintritte mit 62 Jahren ermöglichen. Italien hat die Altersgrenze offiziell auf 67 Jahre festgelegt, doch ARD-Korrespondent Andreas Herz aus Rom berichtet, dass viele Italiener dank zahlreicher Ausnahmeregelungen dennoch mit 62 Jahren in den Ruhestand gehen. Ein weiteres Modell verfolgt Dänemark: Dort steigt das Rentenalter automatisch mit der Lebenserwartung – bis 2040 könnte es bei 70 Jahren liegen. Die europäischen Unterschiede zeigen, dass jedes Land mit eigenen Herausforderungen kämpft, um das Rentensystem zukunftssicher zu gestalten.

 

Quelle

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe