Schrumpfende Zielgruppen und digitale Herausforderungen

Die deutsche Lebensversicherungsbranche steht vor einem Wendepunkt: Der demografische Wandel reduziert die Kernzielgruppe der 20- bis 60-Jährigen bis 2040 um mehr als sechs Millionen Menschen. Gleichzeitig wächst der Druck, Produkte und Dienstleistungen an die Bedürfnisse einer zunehmend digital-affinen Kundschaft anzupassen. Laut der neuen Lebensversicherungsstudie von zeb, die AssCompact vorliegt, verzeichnet die Branche seit 2019 einen jährlichen Rückgang der Bruttobeiträge um durchschnittlich 2,7 %. Besonders das Einmalgeschäft hat massiv gelitten – ein Minus von 13 % jährlich zwischen 2020 und 2023.

Diese Entwicklung zeigt, dass klassische Lebensversicherungsprodukte an Attraktivität verlieren. Immer mehr Kunden bevorzugen flexible Alternativen wie Aktien oder Investmentfonds, schreiben die Autoren der Studie. Junge Zielgruppen verlangen dabei nicht nur innovative Produkte, sondern auch ein nahtloses digitales Kundenerlebnis – von der Beratung bis zur Verwaltung. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Versicherer ihre IT-Infrastruktur grundlegend modernisieren. Die IT-Ausgaben der Branche erreichten laut GDV im Jahr 2022 einen Rekordwert von 5,9 Milliarden Euro, ein Sprung von 1,9 Milliarden Euro im Vergleich zu 2013. Doch diese Investitionen treiben die Verwaltungskostenquote auf den höchsten Stand seit 15 Jahren.

Strategien für die Zukunft: Spezialisierung und betriebliche Altersversorgung

Die Studie hebt hervor, dass spezialisierte Lebensversicherer mit klarem Fokus auf fondsgebundene Produkte derzeit die besten Wachstumsraten erzielen. Mit einem jährlichen Plus von 1,1 % übertreffen sie den Marktdurchschnitt. Dennoch bleibt die Rentabilität eine Herausforderung: Die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen sank laut GDV-Daten von 3,59 % im Jahr 2018 auf 2,27 % im Jahr 2023. Kooperationen und Fusionen könnten vor allem kleineren Anbietern helfen, Skaleneffekte zu nutzen und Kosten zu reduzieren.

Ein besonderer Lichtblick bleibt die betriebliche Altersversorgung (bAV), ein Segment mit vergleichsweise geringer Konkurrenz. Lebensversicherer haben hier die Chance, ihre Position als zentraler Partner in der Altersvorsorge auszubauen. Dabei gilt es, den Spagat zwischen traditionellen Stärken wie garantierten Renten und der Integration digitaler Services zu meistern.

Fazit: Flexibilität und Innovation als Erfolgsfaktoren

Die zeb-Studie kommt zu dem Schluss, dass die Lebensversicherungsbranche ihre systemrelevante Rolle in der Altersvorsorge nur mit einem hohen Maß an Flexibilität bewahren kann. Die Autoren fordern einen ganzheitlichen Ansatz: Produkte sollten im Zusammenspiel mit Vertrieb, Partnerplattformen und klaren Alleinstellungsmerkmalen betrachtet werden. Lebensversicherer müssen nicht nur digital aufrüsten, sondern auch innovative Ansätze finden, um den Balanceakt zwischen Vorsorge und kurzfristiger Liquidität zu schaffen.

 

 

Quelle

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe