Berufsunfähigkeitsversicherung für Schüler: Chancen, Risiken und Marktstrategien

Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) gilt als eine der wichtigsten Absicherungen im Arbeitsleben. Doch wie kalkuliert man Beiträge für Kunden, deren Berufsweg noch völlig offen ist? Diese Frage stellt sich insbesondere bei Schülern ab zehn Jahren – einer hart umkämpften Zielgruppe. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Hannoversche Lebensversicherung besitzen nur 50 % der abhängig Beschäftigten eine BU-Versicherung. Die Gründe? Hohe Kosten und Unsicherheit über den Nutzen. Dennoch versucht die Branche, mit speziellen Schüler-Tarifen Marktanteile zu sichern.

Berufsunfähigkeitsversicherung: Einstieg ins Ungewisse

Ein Beispiel: Schüler zahlen im Durchschnitt 50 bis 60 Euro monatlich für eine BU-Versicherung – weit weniger als Berufstätige in risikoreichen Branchen. Doch das langfristige Risiko für Versicherer ist hoch. „Schülerverträge laufen oft 50 Jahre oder länger, wobei der spätere Berufsweg kaum vorhersehbar ist“, erklärt Philipp Wedekind von Franke und Bornberg. Diese Unsicherheit führt zu erhöhten Zuschlägen in der Kalkulation, um künftige Änderungen oder medizinischen Fortschritt zu berücksichtigen.

Strategien und Herausforderungen der Anbieter

Die Versicherer setzen auf Flexibilität und differenzierte Tarife. Hermann Schrögenauer, Vorstand bei LV 1871, verweist auf Angebote wie den Golden BU Start, die durch Nachversicherungsoptionen an veränderte Lebenswege angepasst werden können. Auch die Schulform spielt eine Rolle: Gymnasiasten werden anders eingestuft als Schüler anderer Bildungsgänge. „Eine präzise Risikoprüfung ist essenziell, um langfristige Stabilität zu gewährleisten“, betont Schrögenauer.

Sebastian Weigelt von Swiss Life Deutschland unterstreicht, dass professionelle Wahrscheinlichkeitsmodelle eine tragfähige Kalkulation ermöglichen. Dennoch warnen Experten vor potenziellen Kostenfallen. „Ein späterer Berufswechsel darf nicht zu übermäßigen Beitragserhöhungen führen“, so David Böttenberg von Hoesch & Partner. Empfehlenswert seien Tarife mit Nachversicherungsgarantien, die Schülerstatus-Einstufungen beibehalten. Andernfalls drohen bei handwerklichen Berufen deutlich höhere Beiträge.

Fazit: Ein Balanceakt zwischen Absicherung und Risiko

Die Schüler-BU ist für Versicherer eine Herausforderung, aber auch eine Chance. Während sie durch günstige Prämien Kunden früh binden, müssen langfristige Risiken sorgfältig kalkuliert werden. Entscheidend sind flexible Tarife, solide Kalkulation und die finanzielle Stabilität des Anbieters. Vermittler sollten darauf achten, dass Kunden bei Vertragsabschluss umfassend informiert werden – über Chancen, Risiken und die Bonität des Versicherers. Nur so lässt sich der Balanceakt zwischen Absicherung und Flexibilität erfolgreich meistern.

Quelle

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe