Helvetia: Steht das Deutschlandgeschäft vor dem Verkauf?

Die Helvetia Versicherungen könnten ihr Deutschlandgeschäft verkaufen – zumindest, wenn man einem Bericht von Bloomberg L.P. Glauben schenkt. Laut dem Medienhaus hat die Helvetia die Investmentbank JPMorgan Chase beauftragt, unverbindliche Angebote einzuholen. Der mögliche Verkauf, der sich noch in einer frühen Phase befinde, könnte zwischen 500 und 600 Millionen Schweizer Franken einbringen, was rund 530 bis 640 Millionen Euro entspricht. Offizielle Stellungnahmen von Helvetia oder JPMorgan fehlen bisher.

Hintergrund für das angebliche Verkaufsinteresse: Verluste im Deutschlandgeschäft und ein schwaches wirtschaftliches Umfeld, wie Bloomberg berichtet. Die Sparte habe 2023 unter der stotternden Bauwirtschaft und der schwächelnden Konjunktur gelitten. Parallel dazu verfolgt die Helvetia-Gruppe ehrgeizige Ziele: Neben höheren Dividenden und einem Einsparprogramm von 200 Millionen Euro wurden neue Finanzziele bis 2027 ausgegeben.

Geschäftszahlen werfen Fragen auf

Ein Blick auf die aktuellen Zahlen verdeutlicht die Herausforderungen: Während die Lebensversicherung in Deutschland im Jahr 2023 einen Überschuss von 900.000 Euro erzielte, sanken die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen um 10,8 Prozent auf 283 Millionen Euro. Anders das Nichtleben-Geschäft: Hier schrieb die Helvetia Versicherungs-AG erneut Verluste, wenn auch deutlich weniger als 2022. Der Fehlbetrag schrumpfte von minus 8,18 Millionen Euro auf minus 1,02 Millionen Euro. Gleichzeitig stiegen jedoch die Prämieneinnahmen um 16 Prozent auf 149,8 Millionen Euro.

Zahlen für das erste Halbjahr 2024 zeichnen ein gemischtes Bild. Das Deutschlandgeschäft steuerte laut Helvetia-Gruppe einen operativen Gewinn von 17 Millionen Euro bei, allerdings stammen große Teile des Ergebnisses aus Finanzanlagen. Das versicherungstechnische Ergebnis blieb mit einem Minus von knapp 149,4 Millionen Euro im ersten Halbjahr deutlich negativ.

Zürcher Kantonalbank widerspricht Verkaufsgerüchten

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB), Anteilseignerin der Helvetia Gruppe, hält die Verkaufsgerüchte für wenig plausibel. In einem Kommentar verweist die Bank auf die neue Strategie der Helvetia, in der Deutschland eine zentrale Rolle spielt. Zudem sei das Geschäft profitabel: Im ersten Halbjahr 2024 erzielte die Nichtlebenssparte in Deutschland eine Combined Ratio von 94,1 Prozent – ein Indikator für solide operative Gewinne.

Ob ein Verkauf tatsächlich realistisch ist oder nur ein taktisches Manöver, bleibt vorerst offen. Klar ist jedoch: Die wirtschaftlichen Herausforderungen und strategischen Überlegungen der Helvetia sorgen für Aufsehen in der Versicherungsbranche.

 

 

Quelle

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe