Die unerwartete Insolvenz des auf Cyberversicherungen spezialisierten Assekuradeurs Cogitanda hat die Branche überrascht und viele Fragen aufgeworfen. Vorstandschef Jens Lison gab bekannt, dass aufgrund einer nicht rechtzeitig geschlossenen Kapitallücke von 14 Millionen Euro keine positive Fortführungsprognose mehr bestehe. Dies wirft die Frage auf, ob es sich um einen isolierten Vorfall oder ein Anzeichen für tiefgreifendere Probleme im Cyber-Versicherungsmarkt handelt.
Branchenexperten sehen keinen strukturellen Markteinbruch
Fachleute wie Ole Sieverding, Geschäftsführer des Berliner Insurtechs Cyber Direkt, und Tino Weissenrieder, TÜV-zertifizierter Fachberater für Cyber-Risiken, betrachten die Insolvenz als Einzelfall. Sie betonen gegenüber procontra, dass der Cyberversicherungsmarkt weiterhin stark wächst und die Nachfrage ungebrochen ist. Sieverding spricht von einem aktuellen Marktwachstum von etwa 30 Prozent und Prämieneinnahmen von deutlich über einer halben Milliarde Euro. Allerdings weisen sie darauf hin, dass der Markt sich konsolidiert und nicht alle Anbieter profitabel arbeiten, was zu Prämiensteigerungen führen könnte.
Makler vor neuen Herausforderungen und Vertrauensfragen
Für Makler bringt die Insolvenz erhebliche Unsicherheiten mit sich. Peter Pillath von der Hendricks GmbH berichtet, dass sein Unternehmen von der Insolvenz aus der Presse erfuhr und nun daran arbeitet, offene Verträge umzudecken und Alternativen zu prüfen. Johannes Neder von der VEMA äußert Bedenken hinsichtlich des Vertrauensverlusts bei Kunden, die solche Ereignisse als generelles Versagen der Branche wahrnehmen könnten. Stefan Rumpp von der confin GmbH und Chef der IGVM hat seinen Mandanten bereits empfohlen, den Versicherer zu wechseln—ausschließlich mit Erfolg. Diese Entwicklungen unterstreichen die Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Marktteilnehmer und der Realität, was die Branche vor neue Herausforderungen stellt.