Die Verwaltungskostenquote der deutschen Lebensversicherer ist im vergangenen Jahr erneut angestiegen und hat mit 2,46 Prozent den höchsten Wert seit 2009 erreicht, wie aus dem Map-Report Nummer 931 – „Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2023“ (5.11.2024) hervorgeht. Während die Europa Lebensversicherung AG als einziges Unternehmen eine Quote unter einem Prozent verzeichnete und damit ihre Effizienz unter Beweis stellt, führte die Targo Lebensversicherung AG mit 11,3 Prozent die Rangliste der höchsten Verwaltungskosten an. Dieser Anstieg wirft Fragen über die Kostenstruktur in der Branche auf und deutet darauf hin, dass Effizienz nicht überall Priorität zu haben scheint.
Unerwartet hohe Kosten bei Run-off-Gesellschaften sorgen für Verwunderung
Bemerkenswert ist, dass mehrere Run-off-Gesellschaften, die eigentlich für Kosteneffizienz stehen sollten, überraschend hohe Verwaltungskostenquoten aufweisen. Professor Dr. Matthias Beenken von der Fachhochschule Dortmund bezeichnete dieses Phänomen in einem Artikel für das Versicherungsmagazin als „erstaunlich“. Neben der Targo Lebensversicherung zeigen auch Unternehmen wie die LPV Lebensversicherung AG (ehemals PB Lebensversicherung AG), die Victoria Lebensversicherung AG und die Ergo Lebensversicherung AG Verwaltungskosten von über fünf Prozent. Diese Diskrepanz zwischen dem erwarteten und dem tatsächlichen Kostenniveau wirft Fragen zur Effizienz dieser Gesellschaften auf und stellt einen Gegensatz zwischen Theorie und Praxis dar.
Experten raten zur Vorsicht bei der Interpretation von Kennzahlen
Reinhard Klages, Chefredakteur des Map-Reports, warnt davor, die Verwaltungskostenquote isoliert zu betrachten und überzubewerten. Er betont, dass diese Kennzahl nur einen Teil der tatsächlichen Kosten widerspiegelt und von Faktoren wie Bestandsstruktur und Unternehmensalter beeinflusst wird. Hohe Quoten können beispielsweise bei Unternehmen mit vielen Risikoversicherungen auftreten, die ein niedrigeres Beitragsniveau haben. Diese Erkenntnis unterstreicht, dass man Statistiken nicht ohne Kontext interpretieren sollte und dass eine sorgfältige Analyse notwendig ist, um ein realistisches Bild der Kosteneffizienz in der Lebensversicherungsbranche zu erhalten.
